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Yberseh: Fiktionen, Fantasy und flotte Fibeln

Der Sonnenaufgang (Kapitel 16)

Es war weit nach Mitternacht, als Bina meinte, dass die Umbrae Mortis wohl wieder wieder fort wären. Die Schatten waren nicht in das Haus gelangt. Sie hatten offenbar Glück gehabt.

Auch schwebte das Licht der Hoffnung völlig ruhig in der Luft und war mehr nur noch zu erahnen, als dass man es sehen konnte.

Naham stand am Feuer und dachte nach.

Der unwissende Jan war ziemlich aktiv.

Bina jedoch, sie war einfach nur müde. Doch sie wollte sich nicht zum Schlafen legen, da sie dem unwissenden Jan und Naham einfach nicht trauen konnte. Schon einmal hatte der unwissende Jan versucht, sie zu vergewaltigen. Ausserdem war er ein sehr widerwärtiger Zeitgenosse, der nichts mit ihrem Jan gemeinsam hatte.

»Ich verstehe nicht viel von dem, was ich hier erlebt habe. Immer wieder war ich nicht Herr meiner selbst, spürte die Todesangst und habe alles verloren, was mir etwas bedeutete. Ich hatte lange keine Frau mehr intim berührt, verehrte Bina. Zu lange war ich auf Reisen, so dass ich mich einfach vergessen hatte. Es tut mir leid, was ich euch angetan habe. Auch meinen eigenen Leuten möchte ich mit dieser Schuld nicht mehr unter die Augen treten. Mein Leben ist keinen Kupferling mehr wert.«, versuchte der unwissende Jan ein Gespräch mit Bina zu eröffnen.

Doch sie reagierte nicht auf ihn.

»Halte doch einfach deine Klappe.«, fuhr in Naham an.

»Lasst mich doch gehen, Hagzissa. Ich werde nichts von deiner Zauberkraft und den Dämonen berichten, die ich hier angetroffen habe. Ich verspreche es...«, flehte der unwissende Jan Bina an.

»Du gehst uns auf die Nerven.«, mischte sich Naham erneut ein. »Du wirst nirgendwo hin gehen. Bleiben wirst du und damit endlich einmal etwas Sinnvolles tun.«, zischte Bina ihn plötzlich an.

Sie war nervös. Im Dorf würde man wahrscheinlich die drei Burschen schon vermissen. Sicher würde es nicht lange dauern, bis sie eine Suche nach ihnen organisieren würden. Hoffentlich war ihr geliebter Jan, so wie er versprochen hatte, am Morgen zurück. Bina wollte nicht im Kerker und anschliessend womöglich noch auf dem Scheiterhaufen enden.

»Naham, was grübelst du? Es ist die richtige Entscheidung, bei uns zu bleiben und uns zu helfen.«, meinte Bina dann.

»Das ist es nicht. Aber ich kann nicht mehr zurück. Zu viel ist geschehen, als das ich noch zurück in mein altes Leben könnte. Ich denke nur an meine beiden Freunde und diesen Krieg mit seinen seltsamen Gestalten und Dämonen. Niemals hatte ich auch nur erahnen können, wie zerbrechlich unser friedliches Leben hier doch ist.«

Bina wischte ihm sanft über die Brust.

»Doch wir stehen auf der richtigen Seite. Wir können es nicht zulassen, dass man unsere friedliche Welt ausbeutet. Ich werde es nicht dulden, dass diese Kreaturen bei uns Morden und Quälen können, wie es ihnen beliebt. So vertraue ich dem anderen, dem besseren Jan und seinen Worten.«

»Nein, Bina, du liebst ihn, und er liebt dich. Das ist etwas völlig anderes. Ich konnte es deutlich in seinen Augen sehen. Ein Dämon, der zur aufrichtigen und echten Liebe fähig ist, ihm kann ich mehr trauen als einer Bestie, die an den toten Körpern meiner Freunde nagt.«

Als Naham das gesagt hatte, lächelte Bina ihn etwas an.

»Ja, dieser andere Jan, er ist schon ein seltsamer und ein faszinierender Mann.«

»Das ist er in der Tat. Doch warum hat er für sich nur den Körper dieses einfältigen Tölpels gewählt.«, meinte Naham und deutete auf den unwissenden Jan.

»Offenbar gibt es Dinge, die auch Dämonen sich nicht aussuchen können.«, erwiderte Bina und begann damit, etwas frisches Brot aufzuschneiden.

Die restliche Nacht verlief ruhig.
Der unwissende Jan schlief.
Bina und Naham unterhielten sich so offen und zwanglos, wie beide es noch nie zuvor getan hatten, obwohl sie sich bereits seit Jahren kannten. Naham verstand langsam immer mehr von der ganzen Angelegenheit mit der Hagzissa, dieser Zauberei und den Dämonen, die eigentlich keine Dämonen waren. Er hatte Bina gerne und allmählich schien er ihr mehr und mehr zu vertrauen.

Als der Morgen herein brach, erwachte der unwissende Jan aus seinem Schlaf.
Zur grossen Freude von Bina war er, als ihr geliebter Jan erwacht, der kurz zuvor aus Terra, zu ihr zurück gekehrt war. Er hatte also sein Versprechen gehalten.

Als sie ihn los gebunden hatte, umarmten sie beide sich innig und küssten einander.

»Du Schuft wirst mich nie wieder alleine lassen. Versprich es. Los, versprich es!«, meinte Bina ausgelassen. Ihr liefen kleine Tränen der Freude in den Augen zusammen.

Naham war verlegen und schien tatsächlich ein wenig Röte in seinem Gesicht zu bilden, gab dann plötzlich vor, nur rasch ein wenig Wasser holen zu wollen.

»Was ist, wenn er nicht wieder kommt?«, fragte Jan seine glückliche Bina besorgt.

»Er wird wieder kommen. Inzwischen versteht er viel mehr von allem, als er es gestern tat.«

»Wir werden bald Besuch bekommen. Zwei werden es sein und ein grosser Hund. Sie sind Xyrale. Mit ihnen werden wir beginnen.«

Bina sah ihn interessiert an.

»Womit werden wir beginnen?«

»Wir werden hier in Lapilla so eine Art Stützpunkt und Zentrum errichten. Es werden noch mehr Xyrale kommen. Sie werden uns helfen, die Föderation zu bekämpfen. Wir werden Hunde züchten und begabte Menschen finden, um diese Menschen auszubilden.«

Jan sah sie auffordernd und gut gelaunt an.

Bina nahm etwas Abstand zu ihm.

Die Tür ging auf. Naham kam herein.

»Wen werden wir ausbilden? Was werden wir ausbilden?«

»Wir werden die alten Künste und das alte Wissen lehren, um begabten Menschen die Fähigkeit zu verleihen, sich gegen ihre Feinde zu wehren. Es ist mehr das Unterstützen, sich wieder an altes Wissen zu erinnern.«

»Du willst hier wirklich Hagzissas ausbilden?!«, entwich es Nahams Lippen.

In seinen Augen erkannte man deutlich Furcht.

»Wenn du es so formulierst, dann ja. Wir werden hier den alten Weg und vieles mehr lehren. Nur mit der Begabung und dem richtigen Wissen zu ihm, finden diese Menschen zu ihrer ureigensten Bestimmung. Wir brauchen Hagzissas, um die Menschen dieser Welt gegen diese Feinde zu schützen. Du hast den Feind bereits kennen gelernt. Sie waren nur eine Vorhut, eine vage Ahnung von dem, was deiner Welt tatsächlich droht. Deine Generation und alle nachfolgenden, sie werden ein Leben der niemals endenden Angst leben müssen, wenn wir nicht sofort damit beginnen, uns gegen diese Kreaturen zu wehren.«

Naham nickt nur ein wenig. Ihm war überhaupt nicht wohl, bei dieser ganzen Angelegenheit. Auch verstand er noch immer nicht alles. Bald würden Menschen kommen und nach ihm suchen. Sie werden Fragen stellen. Sein Vater wird Fragen stellen. Dann werden sie die Leute entdecken, die Hagzissas und womöglich auch die Dämonen. Naham wusste gut, dass ihnen schwere Zeiten bevor standen. Er fühlte sich einfach zu jung, um auf dem Scheiterhaufen zu enden. Auch er hatte Pläne für sein Leben. Doch diese lösten sich gerade in Luft auf.

Den ganzen Tag über ruhten sie sich aus und schliefen.
Endlich einmal verlief ein Tag ohne Zwischenfälle.
Bina nutzte die Zeit dazu, ein wenig aufzuräumen und sich auf die Ankunft der Gäste vorzubereiten.

Doch von den beiden Xyralen und dem Hund war nichts zu sehen.

Jan hatte ihr erklärt, dass es nur selten vorkam, dass man bei einer gemeinsamen Reise durch die Erdäen auch gemeinsam in örtlicher Nähe erwachte. So mussten sich Xyrale erst wieder gegenseitig in dem neuen Erdäum finden. In Erdäen ohne technische Hilfen, da war das fast immer recht aufwendig und langwierig.

Am Abend sassen sie schliesslich zusammen.

Jan erzählte Bina und Naham von den Ereignissen in Terra. Auch weihte er beide ein wenig mehr in die Geschichte des Xyralums und die Erdäen ein und erzählte ihnen, wie alles zusammen hing. Naham und Bina fragen fiel und zeigten grosses Interesse, auch wenn einiges nur schwer zu glauben war. Es war ein völlig neues Weltbild, auf das sie trafen und das zudem real sein sollte und es wohl auch war, wie ihre Erfahrungen gezeigt hatten.

Alles im Sein, es war eine Sache des Bewusstseins. Eine unendlich erscheinende Anzahl an Erdäen war durch das Xyralum von einander getrennt, aber auch mit einander verbunden. Die Durchlässigkeit in Bezug auf Inhalte dieser parallelen Welten, sie wurde durch das Xyralum ermöglicht und bestimmt. Veranlagung, Kreativität und Fantasiefähigkeit waren eine grundlegende Voraussetzung für die Nutzung des Xyralums und eine gewisse Durchlässigkeit. Daher waren es derart begabte Menschen, Künstler, Kreative und offene Denker, denen es immer wieder bewusst, oder auch unbewusst gelang, aus diesen parallelen Welten Inhalte zu erfahren, um diese Erfahrungen in ihrer eigenen Welt einzusetzen. Kein Wunder war es also, dass die anderen Menschen sie oft nicht verstanden und sich vor ihnen ängstigten. Ihre Entdeckungen waren einfach nicht von dieser Welt.

Das Xyralum und die Begabung, sie ermöglichten damit nicht selten eine gewisse Hellsichtigkeit, die gelebte Relativität von allem und ein Leben in Grenzenlosigkeit. So ein gelebtes Weltbild bewertet Emotionen anders und relativiert die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit. In wie weit man so ein Weltbild verinnerlichen und tatsächlich leben kann, das steht in Abhängigkeit von der Begabung und dem eigenen Willen zur Öffnung. Ein scheinbares Gleichgewicht, also das Waagumal, es sorgt für ein friedliches Miteinander zwischen den Erdäen. Dieses Waagumal könnte man daher vielleicht mit dem inneren Frieden und dem hoch aufgestiegenen Geist eines Menschen vergleichen.

Wie dem auch sei, die beiden Menschen Lapillas verstanden allmählich, dass es nicht Dämonen und Zauberei waren, um die sich alles drehte, sondern um die Realität und den Umgang mit ihr. Traf man auf die Realität, auf die echte Wahrheit, so war sie machtvoller und reiner, als jede Religion es zu sein vermochte. Echte Wahrheit bedarf keiner Erklärung, sondern muss erlebt und gelebt werden, um sie erfassen zu können. Man kann sich nicht mehr hinter menschlichen Interpretationen verstecken. Es gibt für echte Wahrheit keine Interpretation. Sie steht immer und jederzeit für sich selbst, ist extrem gnadenlos und nur durch sich selbst veränderbar.

Als es schon sehr spät in Binas Haus geworden war, klopfte es an die Tür.
Vorsichtig und mit der Armbrust bewaffnet, öffnete Bina die Tür.

Ein junge Frau stand vor der Tür. Sie war blond und wunderschön. Sie trug eine Hängetasche aus Stoff und hinter ihr stand ein alter Pferdewagen mit völlig verschlammten Rädern.

»Guten Abend, Bäuerin. Mein Name ist Narash. Ich bin auf der Suche nach einem Mann, der sich Jan nennt. Kennt ihr ihn, oder wisst ihr vielleicht, wo ich ihn finden kann?«, fragte die Frau.

Bina hob drohend ihre Armbrust und hielt sie Narash direkt vor die Nase.
Die junge Frau war wirklich eine Schönheit. Aber ihre Augen, sie waren die, einer Raubkatze. Sie war gefährlich. Bina spürte das instinktiv.

»Vielleicht kenne ich diesen Mann. Doch vielleicht kenne ich ihn auch nicht. Was wollt ihr von ihm? Vielleicht sollte ich euch einfach erschiessen. Was meint ihr? Immerhin ist es schon spät im Moor.«

»Wir haben uns auf einer gemeinsamen Reise verloren. Ich muss ihn finden. Er meinte zu mir, ich würde ihn hier antreffen. Er kennt mich unter meinem alten Namen Memba. Wir wollten uns hier ansiedeln und eine neue Familie gründen.«


Jan zuckte zusammen.
Offenbar war es Memba, die sie bereits gefunden hatte.
Er stellte sich in die Tür.
Narashs Gesicht hellte sich auf.
Jan erkannte sie sofort.
Es war Memba, die zuerst den Weg zu ihnen gefunden hatte.

»Naham, kümmere dich um ihren Wagen und ihr Pferd. Wir haben eine Freundin zu Besuch.«, rief er in das Haus und bat Narash herein.

Als Naham sie sah, bekam er grosse Augen. Das war der hübscheste Dämon, von dem er jemals gehört oder den er jemals gesehen hatte. Nun, gut, er hatte bisher nicht gerade viele Dämonen gesehen. Aber dennoch war sie atemberaubend. Sofort machte er sich auf den Weg, ihr altes Pferd zu versorgen.

Jan stellte die beiden Frauen untereinander vor.
Dann setzten sie sich an den Tisch.
Es gab viel zu erzählen.

Das heisse Gebräu, das Bina der Frau mit dem Namen Narash vorsetzte, schmeckte nicht nur gut, sondern baute sie auch gut auf und kräftigte ihren Körper.

»Mhm, das ist aber ein leckerer Tee, den du hier gebraut hast, Bina. Der hat es in sich. Offenbar bist du eine bessere Hagzissa, als Jan es uns bereits erzählt hat.«, meinte sie zu Bina und sah sie dabei lächelnd an.

Bina war verunsichert. Eine Hagzissa war sie. Eigentlich war das bisher immer eine Beleidigung gewesen, ein Angriff auf sie, bei dem sie stets Scham empfand. Doch so, wie es Narash nun zu ihr gesagt hatte, empfand sie es nicht mehr, als schlimm. Nein, sie war zum ersten Mal sogar stolz darauf, eine Hagzissa zu sein.
Sie lächelt nur zurück.

Als Naham wieder zurück kam, war er kaum mehr dazu in der Lage, Narash nicht immer nur anzusehen. Ihm war das peinlich. Aber diese Frau war ein Traum. Ihre schlanken Finger, die makellose Haut, die vollen Lippen und die grünen Augen, alles war mehr eine atemberaubende Komposition, als nur eine einfache Frau.

Jan bemerkte seine Blicke natürlich und schüttelte nur mit dem Kopf. Aber es war besser, der junge Naham verlor sein Herz an einen Xyral, als sein Leben an die Bewohner seines Dorfes. Die bereiteten Jan inzwischen schon einiges an Kopfzerbrechen. Er hatte als alter Xyral recht viel Erfahrung mit Menschen. Angst, Vorurteile und Aberglaube waren immer wieder eine gefährliche und tödliche Mischung.

Leider hatte Narash keine Neuigkeiten über den Verbleib von Marsha und Püppi. Doch es war noch zu früh, um sich Sorgen zu machen. Sie mussten einfach abwarten, auch wenn ihnen die Zeit nicht dazu blieb.

Narash hatte in der letzten Zeit viel Schlimmes erlebt und Schreckliches durch machen müssen. Ihre Familie schien vernichtet. Freunde waren brutal ermordet worden. Die ständige Bedrohung war auch zehrend. Doch Narash liess sich nichts anmerken. Es war gut, dass sie in Lapilla in einem jungen Körper lebte. Dadurch war sie hier ein körperlich starker Xyral. Die kindliche Fantasie, sie loderte noch in ihr. Das konnte sicher nur gut für ihre Sache sein, da sie dadurch eine feste Hand beim Gebrauch des Xyralums hatte.

Den Rest der Nacht ruhten sie.
Es war eng in dem Haus geworden. Sie würden ein zweites Haus bauen müssen.
Jan hielt Wache. Er konnte sowieso nicht schlafen.
Es war sinnvoll, ein wenig die Augen offen zu halten.
Man konnte nie wissen, wer so alles in den Wäldern und im Moor unterwegs war.

Am Morgen brachen Narash und Naham ins Dorf auf.

Naham wollte die Dorfbewohner von Binas Haus ablenken. So wollte er angeben, dass seine beiden Freunde ohne ihn aufgebrochen waren, um in die entfernte Stadt Sonnenfeld zu gelangen. Sie wollten Ausschau nach einer ebenso hübschen Frau halten, wie Narash es war. Naham dachte sich, dass die Dörfler ihm diese Geschichte abnehmen würden. Immerhin kannten sie die beiden jungen Kerle gut. Wenn es um schöne Frauen und billige Sauferei ging, dann schalteten sie ihr, ohnehin schon mässig vorhandenes Gehirn, gerne einmal auf Sparflamme.

Bina und Jan kümmerten sich um den Bau eines zweiten Hauses.
Wenn sie schon auf Marsha und Püppi warten mussten, dann sollte das ein nützlicher Zeitvertreib sein. Eigentlich hatten sie nicht die Zeit. Doch Jan wusste, dass er nur einen Gewinn erzielen konnte, wenn er gut durchdacht und Schritt, für Schritt, vorgehen würde.

 

Die Bewohner im Dorf waren erleichtert, als sie Naham erkannten.
Sie glaubten ihm seine Geschichte auch nur zu gerne und waren über die junge Frau überrascht, die Naham folgte. Das hatten sie ihm überhaupt nicht zugetraut.
So hatten sie etwas Zeit gewonnen.
Doch eine Hürde mussten sie noch nehmen.

Nahams Vater war gerade dabei, den Gastraum aufzuräumen, als er seinen Sohn in der Tür stehen sah.

»Lässt du dich auch einmal wieder bei mir blicken?«, rief er ihm mit tiefer Stimme zu und klang dabei durchaus ein wenig verärgert. »Ich hätte dich gestern hier gut brauchen können.«

»Hallo, Vater, ich hatte einen guten Grund, nicht hier zu sein.«, gab Naham zurück und zog Narash ein wenig zu sich, in den Türrahmen.
Als sein Vater die junge Frau sah, musste er sich verlegen räuspern.

»Fürwahr, du Tölpel, wenn das kein guter Grund ist, dann mögen mich die Waldschrate holen. Ja, willst du mich denn nicht vorstellen, du elender Mechtewicht (in Terra: Tölpel, Taugenichts)?«

Nahams Vater schob seinen dicken Bierbauch hinter einem schweren Holztisch hervor und schaukelte beiden entgegen. Er war ein grosser und schwerer Mann mit einem guten Riecher für Menschen. Das brachte sein Beruf eben so mit sich. Allerdings haftete an ihm auch immer der Geruch von abgestandenen Bier und kaltem Tabakrauch.

»Das ist Narash, Vater. Narash, das ist mein Vater.«, stellte Naham beide vor.

»Es ist mir eine Freude, Narash. Die Leute hier im Dorf und meine Freunde nennen mich Wolf. Kommt doch herein.«, meinte Nahams Vater und lachte dabei unsicher und übertrieben laut.

Sie setzten sich an einen der vielen Tische, während der Vater die Theke putzte.

»Wo hast du nur dieses Vögelchen gefunden, Naham? Sie ist nicht von hier, richtig?«

»Wir sind uns im Moor begegnet, Vater. Sie war mit ihrem Pferdewagen ganz alleine auf dem Weg in die Stadt, um dort zu handeln.«, log Naham.

Sein Vater hörte ihm aufmerksam zu und sah in dabei ziemlich scharf an.

»So, im Moor also. Das ist nicht gerade eine sichere Umgebung für eine junge Frau.«

»Nein, das ist es nicht. Wir sind bei Bina gewesen, als es Nacht wurde.«

»Bei dieser Hagzissa? Du meine Güte, mein lieber Sohn, wie kannst du nur bei dieser wunderlichen Frau einkehren. Mich wundert es, dass sie euch nicht gleich mit ihrer Armbrust erschossen hat...oder zumindest den Hintern versohlt. Zeig nur rasch, hat sie dir den Riemen in der Hose gelassen?«, rief Wolf aus.

Narash musste lachen.

»Junge Frau Narash, ihr müsst da nicht lachen. Diese alte Hagzissa ist verrückt. Niemand wohnt freiwillig alleine im Moor. Man sagt, dass sie oft die Moorgeister zum Essen einlädt.«

»Ach, lieber Wolf, das ist doch nicht wahr. Bina ist eine wirklich liebe und reizende Frau. Ich denke mir, dass ich sogar eine Weile bei ihr bleiben werde. Naham hat mir angeboten, dort ein kleines Haus zu bauen.«

»So, hat er das, dieser elende, faule Sack?!«, brummte Wolf und lachte plötzlich laut auf.
»Wenn dir dieser Kerl ein Haus bauen will, dann pass nur gut auf, liebe Narash, dass er die Dachbarren nicht versehentlich vergisst.«

Wolf lachte laut weiter und hielt sich dabei seinen dicken Bau.

Naham sah ihn verärgert an.

Narash schmunzelte und hielt Naham beruhigend den Arm.

»Dein Sohn wird das schon schaffen, Wolf. Davon bin ich überzeugt. Er ist ein guter Sohn. Ihr solltet wirklich stolz auf ihn sein.«

»Nun, junge Frau, wenn du das sagst und meinst...«

Wolf wischte sich seine tränenden Augen und arbeitete weiter an seiner Theke.

»Deine beiden Freunde, sie sind in der Stadt, wie?«, meinte er dann.

Naham und Narash sahen sich beide kurz an.

»Ja, dort wollten sie jedenfalls hin. Sie waren auf Narash eifersüchtig und gönnten es uns beiden nicht, dass wir uns auf Anhieb so gut verstanden.«

»Dann wollen wir hoffen, dass sie beide lebend dort angekommen sind. Das Moor kann tückisch sein.«, meinte Wolf und sah dabei seinem Sohn direkt ins Gesicht.

»Sie waren schon oft dort. Sie werden es schon schaffen.«

»Man hört Unheimliches von den Gästen. Dort sollen seltsame Kreaturen ihr Unwesen treiben. Nur eine Frau vom Schlag Bina hält es im Moor aus. Willst du es dir denn nicht noch einmal überlegen, Narash? Wir finden sicher auch hier im Dorf eine gute Bleibe für dich.«, bot Wolf an.

Doch Narash schüttelte nur mit dem Kopf.

»Das ist sehr freundlich von dir, Wolf. Doch ich bin in der Ruhe des Waldes aufgewachsen. Mein Vater hatte weite Ländereien, und Bina ist eine sehr gute Frau. Ich habe es ihr bereits versprochen, ihr Gesellschaft zu leisten. Zwei Frauen ist besser, als nur eine Frau.«

»Na, wenn du das meinst. Dann solltet ihr euch aber noch gehörig stärken, ehe ihr wieder aufbrecht.«, meinte Wolf nun wieder etwas besonnener.

»Manda!? Maaanda?!!! Wir brauchen zwei grosse Teller Eintopf hier hinten!«, liess Wolf seine Stimme plötzlich lautstark aus sich heraus donnern, so dass die zierliche Narash in sich zusammen zuckte. Sie sah Naham fragend an.


»Manda ist unsere Küchenfrau. Sie hilft uns hier mit der Gastwirtschaft, seit Mutter tot ist. Ohne sie würde hier wohl nichts richtig laufen.«, erklärte Naham und warf seinem Vater einen verächtlichen Blick zu.

Dieser sah sie zunächst verdutzt an, lachte dann aber erneut so sehr laut, dass er sich wieder seinen Bauch halten musste.

Narash war von diesem Mannsbild fasziniert. Genau so hatte sie sich immer einen alten Gastwirt vorgestellt. So grob und laut wie er auch war, so herzlich und warmherzig war er auch. Naham konnte stolz auf seinen Vater sein.

Doch jetzt und zusammen mit ihr, da war Naham sein Vater eigentlich nur peinlich. Er wollte mit ihr angeben und stellte nun fest, dass sein Vater eben ein wirklich echter Gastwirt war. Er resignierte offenbar, da er nur noch still am Tisch sass und auf seinen Eintopf wartete.

Als nach einer Weile Manda mit den zwei riesigen Holzschalen in die Gaststube kam, freute sie sich, das Naham wieder zurück war.

Manda war eine recht ausladende Bauersfrau mit riesigem Hintern, riesigen Brüsten und mehr Barthaaren im Gesicht, als sie Naham in seinem Gesicht ausmachen konnte.

Manda beachtete Narash kaum und warf sie fast vom Stuhl, als sie die Schalen auf den Tisch stellte. Dann drehte sie sich ganz plötzlich und unerwartet zu Narash um und gab ihr einen warmen und extrem feuchten Kuss mitten ins Gesicht.

»Dich hätte ich ja fast übersehen, Kindchen. Wer bist du denn?«, fragte sie Narash und sah sich die junge Frau ganz aus der Nähe an.

»Manda kann nicht mehr gut sehen, Narash. Aber sie kocht, wie ein Göttin und kann richtig zu langen, wenn einem betrunkenen Gast ihr Essen nicht schmecken mag.«

Wolf musste wieder laut lachen, als Manda an ihm vorbei schaukelte.
Er gab ihr einen lauten Klaps auf das Hinterteil, das man auch nach etlichen Bieren zielsicher finden konnte und drehte sich sogleich weg von ihr.
Er kannte seine Manda eben gut.
Diese quietschte laut auf und dreht sich zu ihm, um ihm eine kräftige Ohrfeige zu geben. Doch er war natürlich schneller und konnte sich vor Lachen kaum mehr auf den Beinen halten.

»Ist immer so eine ausgelassene Stimmung bei euch?«, warf Narash kritisch ein und versuchte sich ihr Gesicht ein wenig abzutrocknen.

Dann kümmerte sie sich um ihren Eintopf und das riesige Stück Brot, das neben der Suppe auf dem Tisch lag. Beides sah nicht sehr einladend und sogar fast zum Ekeln aus. Doch nach ein paar vorsichtigen Versuchen stellte Narash überrascht fest, dass Naham wirklich nicht übertrieben hatte. Der Eintopf war vorzüglich und das Brot sogar noch ein wenig warm vom Ofen.

Beide assen hastig. Ihnen tat das zünftige Essen gut. Die viele frische Luft hatte sie hungrig gemacht, was sie jedoch erst beim Essen bemerkten.

»Wir wollen auch bald wieder aufbrechen. Noch vor dem Einbruch der Dunkelheit wollen wir wieder bei Bina sein. Man muss das Moor und seine Gefahren nicht mehr heraus fordern, als es unbedingt notwendig ist.«, meinte Naham nach dem Essen und sah zu seinem Vater, der inzwischen damit beschäftigt war, ein volles Bierfass anzuschliessen.

»Dich zieht es schon wieder in das Moor? Du weisst, dass ich nicht viel davon halte, Naham. Ich kann dich hier in der Schenke gut gebrauchen. Es ist nicht gut, dass ihr beiden jungen Leute euch so viel bei den wirren Menschen herumtreibt.«

Narash war aufgebracht.

»Bina ist doch nicht wirr im Kopf. Ein Wolf könnte viel von ihr lernen.«, protestierte sie.

»Ist das so, junge Dame? Es ist wohl auch so ungemein vernünftig, als Frau ganz alleine in der Wildnis zu leben. Ja, ich verstehe, was ihr meint...«, wurde Wolf sarkastisch.

»Vater, darum geht es doch überhaupt nicht. Ich bin froh, andere Menschen kennen zu lernen. Nichts gegen die Leute hier im Dorf. Aber ich bin jung. Es zieht mich zu den unbekannten und neuen Dinge auf der Welt. Ohne diesen Drang hätte ich nie eine solche Frau wie Narash kennen gelernt. Überlege doch, du warst doch auch einmal jung.«

Wolf sah seinen Sohn verärgert an.

»Ich bin noch jung! Nur das wir uns beide in dieser Sache richtig verstehen. Jung und knackig!«

Dann liess Wolf seine grobe Lache wieder lautstark durch das Haus erklingen.
So ganz unrecht hatte er nicht. Das wussten die Narash und Naham gut. Doch sie hatten keine Zeit, um ein friedliches Leben im Dorf zu leben. Sie hatten einen Auftrag. Jan wartete auf sie und benötigte ihre Hilfe.

»Wir brechen gleich auf, Vater. Du musst dich wirklich nicht um uns sorgen. Bald werde ich wieder hier sein, um dir zu helfen.«, setze Naham nun deutliche Akzente und stand vom Tisch auf.

»Du bist alt genug, mein Sohn. Aber wenn du tief im stinkenden Mist steckst, dann wirst du an mich denken. Dann werde ich nicht da sein, um deinen hässlichen Kopf zu retten. Ich hoffe, das ist dir klar.«, brummte ihn sein Vater an und furzte dabei laut, als wollte er damit das Gesagte signieren.

Damit war die Sache entschieden.

Sie brachen wenige Minuten später auf, um wieder zu Bina zurück zu kehren.
Ihre Mission in Dorf war erfüllt.
Sie konnten jetzt nur hoffen, dass die Dorfbewohner und vor allem Vater Wolf nicht so schnell Verdacht schöpfen würden. Ein Besuch bei Bina, er würde alles im Dorf verändern.
Da waren sich Narash und Naham sicher.

 

Als Narash und Naham beim Haus von Bina ankamen, war die Dämmerung bereits angebrochen. Man konnte an dem Bauplatz vor Binas Haus bereits ganz gut erkennen, dass dort ein Haus entstehen sollte.

Bina bereitete gerade das Abendessen zu.
Naham erkannte nur Jan und einen weiteren Mann an dem Bauplatz.
Gerade als er Jan zum Gruss etwas zurufen wollte, kam ein geradezu riesiger Hund mit lautem Gebell auf ihn zu gestürmt.

»Wa...Was...?!«, rief Naham erschrocken aus und stellte sich schützend vor Narash.

»Ganz ruhig, Naham. Das ist doch nur der gute, alte Püppi.«, meinte sie und begrüsste den Hund, der gerade vorbei an Naham preschte und die junge Frau dann fasst umwarf.

Sie sprach in der gemeinsamen Sprache der Xyrale und der Hunde mit ihm.
Naham sah sie erstaunt an und konnte es kaum fassen, dass Püppi sie offenbar tatsächlich verstand.

Jan und der andere Mann hatten sie inzwischen natürlich auch schon bemerkt und kamen mit einem strahlenden Lachen im Gesicht auf sie zu.

»Schön, dass ihr wieder da seid. Konnte ihr die Dorfbewohner beruhigen?«, meinte Jan zu Naham und umarmte ihn, während der andere Mann Püppi etwas zu rief.

Sofort liess Püppi von Narash ab und kam zu seinem Herrn.

»Ja, ich denke sie sind für ein paar Tage ohne Sorge.«, antwortete Naham.

»Darf ich dir Marsha vorstellen?«, meinte Narash daraufhin zu ihm und zeigte auf den fremden Mann, der kräftig gebaut und etwas jünger als Jan war.

»Was? Ich dachte Marsha sei eine Frau gewesen?«, entgegnete Naham verunsichert.

»Ja, das war ich auch in Terra und in Karakum. Doch in deinem Erdäum, da bin ich ein Mann. Man nennt mich hier Talim. Ich bin ein Bewacher für Kaufleute, die auf Reisen durch das Land sind.«, stellte sich Marsha vor und klärte die Situation auf.

»Und Püppi ist überall und immer unser Püppili.«, ergänzte Narash und freute sich unheimlich darüber, dass sie sich alle gesund und munter wieder gefunden hatten.

Naham wusste nichts von dem Verlust ihrer Familie und der schmerzlichen Ungewissheit zu dem Leben von ihrem Vater und ihrem Bruder.

»Püppili? Jetzt spinnt Narash völlig, oder? Was meinst du, Talim?«, lachte Jan und nahm die kleine Gruppe langsam mit zum Haus.

Die Stimmung war gut und die Freude gross.
Viele Menschen waren der Meinung, dass aufgekommene Ausgelassenheit und überschwängliche Freude niemals so intensiv von Menschen empfunden würde, wie in deren schlimmsten und finstersten Zeiten. Offenbar war das bei unserer kleinen Gruppe hier im Erdäum Lapilla ebenso.

Es braute sich in den parallelen Welten ein Unheil und ein Krieg zusammen, den es in dieser rohen und brutalen Form noch nie zuvor gegeben hatte. Es war eine innere Auseinandersetzung, aus der niemand entkommen konnte. Sie konnte die Träume und Gedanken der Menschen besetzen, sie vernichten und töten, ganze Erdäen auslöschen und sie in ein Nichts auflösen.

Während sie die Armee der Schatten und die abtrünnigen Xyrale immer weiter ausbreiteten und die Position der Föderation im Sein festigten, war hier eine kleine Gruppe begabter Menschen, Xyrale und ein Hund, die sich dieser Übermacht mit Vehemenz und Mut entgegen stellen wollte. Vielleicht waren es ihre letzten Stunden der Ausgelassenheit, bevor man sie hier in Lapilla entdecken würde und wiederfand.

Es gab ein schwach scheinendes Licht der Hoffnung in Binas Haus. Diese unscheinbare und rätselhafte Kugel, sie schwebte weiterhin in der Luft und rührte sich nicht.
Doch sie war da. Immer war sie da.
Manchmal schien es, als würde sie dort geduldig ausharren, um auf etwas zu warten. Inzwischen schenkte ihr kaum jemand aus der Gruppe noch Beachtung. Die Menschen vergessen die Anwesenheit von etwas immer schnell, wenn sie es nicht permanent mit ihren Augen sehen können. So dachte bald niemand mehr an das Licht der Hoffnung.
Zu beschäftigt waren die Menschen unserer kleinen Gruppe damit, sich kennen zu lernen, das neue Haus zu bauen und das Trainingslager zu planen.

Fast schien es so, als wollte sie alles vergessen, den Krieg, die Bedrohung und die Umbrae Mortis.

Vielleicht war alles auch nur einfach ein schlimmer Traum gewesen, nur eine verrückte Geschichte. Zu gerne hätte man ihnen ihre kleinen Augenblicke der Unbeschwertheit gelassen, Lapilla einfach vergessen und die Erinnerungen an dieses Erdäum einfach gelöscht.

Doch was wäre dann aus uns geworden?

Autor: © Alexander Rossa 2019

Ohne Ausweg (Kapitel 15)

Obwohl es auf dem zugigen Bahnsteig ziemlich eng war, hatten die Männer sie schon bald eingekreist.

Püppi bellte. Marsha konnte ihn kaum halten.
Memba sah sich panisch um.
Marani versuchte Tina zu schützen.
Dann fasste einer der Männer Memba an der Schulter an.
Sie dreht sich um und schlug gekonnt zu.
Der Mann kam ins Straucheln.
Sofort zogen sich die Menschen um sie herum zurück.

»Los, ergreift sie!«, hörte man die Stimme des kleinen Professors irgendwo aus der Menschenmenge.

Dann fielen die Männer plötzlich über die kleine Gruppe her. Es entstand ein Handgemenge. Als zwei der Männer nahe an Marsha heran traten, stellten sich bei Püppi das Nackenfell hoch. Er fletschte die Zähne und knurrte die Männer bedrohlich an.
Doch das störte sie wenig. Sie griffen Marsha an ihren Armen und hielten sie fest.
Sofort fiel Püppi die beiden Männer an und verbiss sich in sie.

Das Geschrei in der Menschenmenge war gross.

Memba konnte sich nur befreien, indem sie die Kraft des Xyralums einsetzte.
Die drei Männer, die es auf sie abgesehen hatten, wurden mit grosser Kraft auf den Boden gedrückt, so das ihnen das Blut aus der Nase lief.

Als die ersten Schüsse fielen, war die Panik in der Menschenmenge erschreckend.
Frauen schrien laut herum. Männer rannten vom Bahnsteig und warfen dabei andere Passanten achtlos einfach um.

Marani brach in sich zusammen. Sie hatten auf ihn geschossen.
Er blutete stark und sah Memba flehend an. Doch Memba konnte ihm nicht helfen.
Die Männer des kleinen Professors schirmten Marani völlig ab.

Marsha hatte sich mit Püppis Hilfe inzwischen auch befreien können. Sie hechtete auf Tina zu, die regungslos am Rande des Geschehens stand. Als sie Tina umdrehen wollte, um mit ihr zu sprechen, erschrak Marsha. Tinas Gesicht war wie versteinert. Ihre Augen blickten sie kalt an.

»Hier, diese Frau hier! Nehmt sie fest. Sie ist eine von denen. Und erschiesst endlich den blöden Köter!« , herrschte sie einige Männer an, die sofort auf die Befehle von Tina reagierten.

Marsha war entsetzt. Sie floh zu Memba.

»Los, Memba! Wir müssen hier verschwinden. Schnell, weg hier!«, rief sie ihr zu und zog sie dann am Arm mit sich.

Es krachten erneut Schüsse. Sie galten dem armen Püppi. Dabei wurden mehrere unschuldige Menschen versehentlich getroffen. Sie brachen stöhnend zusammen. Die Leute drängten in ihrer Panik und raubten den beiden Frauen die Luft.

»Was ist mit Tina? Wir müssen doch Tina helfen!«, rief Memba zurück.

»Nein, Tina ist nun eine von denen. Sie ist von einem ambalosischen Agenten besetzt. Wir müssen auf sie verzichten.«, antwortete Marsha, obwohl sie Memba in der Menge bereits schon nicht mehr ausmachen konnte.

Sie fluchte leise vor sich hin und drängte sich in ein Treppenhaus. Als sie durch das Fenster der Tür sah, erkannte sie, wie mehrere Männer Memba einkreisten und bedrängten.

Püppi bellte.

Memba konzentrierte sich auf das Xyralum. Plötzlich löste sich der Boden unter den Menschen einfach auf. Die schweren Steinplatten erhoben sich in die Luft. Zwischen ihnen schwebte der feine Sand. Die Menschen sanken langsam in die lockere Erde hinab. Schon bald konnte sich kaum mehr einer von ihnen bewegen. Immer tiefer und tiefer sanken sie in das lockere Erdreich hinab, während über ihnen die Steinplatten und der feine Sand schwebten.

Memba stand inzwischen auf einem Treppen absatz, der von diesem bizarren Ereignis nicht betroffen war.

Die ersten Menschen versanken spurlos im Schmutz des Bodens, als sich plötzlich eine tiefschwarze Masse von der Decke des Bahnhofs in Richtung Boden ergoss.

»Scheisse, Umbrae Mortis...«, fluchte Marsha und wollte Memba warnen.

Doch sie sah keine Möglichkeit, bis zu Memba vor zu dringen und musste verzweifelt mit ansehen, wie sich die Schatten immer schneller dem Xyral näherten.

Püppi war ausser sich und wütete immer wieder gegen die Tür.

Marsha sah keine andere Möglichkeit, als ihn auf die Schatten los zu lassen. Doch er hatte nur einen ganz schmalen Mauervorsprung, den er nutzen konnte, um zu der bedrängten Memba zu gelangen.

Sie sprach mit ihm in seiner Sprache der Hunde und erklärte ihm, was er zu tun hatte.
Püppi lauschte ihren Lauten und sah sie mit seinen grossen Augen aufmerksam an.
Dann öffnete Marsha die Tür und Püppi huschte hinaus.

Es war wirklich unglaublich, wie mutig dieses treue Tier war.
Vorsichtig und schnell tapste Püppi über die schmale Mauer, bis Memba ihn entdeckt hatte. Sie freute sich über ihre Entdeckung und liess die Wirkung des Xyralums langsam wieder ihrem Willen entgleiten. Die Steine und der Sand senkten sich. Der Boden verfestigte sich und umschloss seine Opfer immer fester und dabei erbarmungslos tödlich.

Doch gerade als sich ihre Lippen zu einem Lächeln formten, fielen die Umbrae Mortis über sie her. Gleich mehrere sehr grosse Schatten fielen über die Frau her und saugten sich an ihr fest. Sie saugten ihr so gierig das Xyralum aus, dass sie vor heftigen Schmerzen laut schrie.

Püppi setze zu einem gewaltigen Sprung an und fiel völlig furchtlos über die Schatten her. Einige Schatten liessen sofort von Memba ab, andere wiederum nicht.
Für Püppi alleine waren diese ungewöhnlich grossen Schatten einfach zu gewaltig. Weitere Schatten näherten sich bereits.

Memba schleppte sich in Richtung der Tür, durch die Püppi gekommen war. Hinter dieser stand Marsha und betete richtig darum, dass sie hier möglichst rasch und lebendig weg kommen würden. In ihren Augen blitzte die Todesangst.

Püppi kämpfte tollkühn und unbeirrt weiter gegen eine enorme Übermacht der Schatten.

Der U-Bahnhof glich einem Schlachtfeld. Er war inzwischen fast menschenleer.
In der Ferne hörte man viele Polizeisirenen, die sich rasch näherten.
Es blieb ihnen nicht mehr sehr viel Zeit, um einem Zugriff durch die Behörden entkommen zu können. In wie weit die Behörden bereits von den ambalosischen Agenten unterwandert waren, das war ihnen nicht bekannt. Doch alleine die Existenz des kleinen Professors und die lasche Reaktion der Medien auf die Übernahme der unterirdischen Forschungsanlage, sie liessen Schlimmes erahnen.

Als Memba die besorgte Marsha in dem Treppenhaus erreicht hatte, sah sie durch das kleine Fenster der Tür.

Dort war Püppi den Schatten weit unterlegen. Auch würden bald weitere Schatten eintreffen. Offenbar war inzwischen das ganze U-Bahn-Netz von ihnen regelrecht eingenommen worden. Wollten sie also aus dem Erdäum Terra fliehen, so mussten sie ihre Körper in Sicherheit bringen, da sie sonst nicht wieder kommen konnten. Auch wollten sie ohne Püppi nicht gehen.

Doch dann hörte man ein zweites, sehr viel helleres Bellen.

Wieder sahen die beiden Frauen durch das kleine Fenster der Tür. Es war fast kaum zu glauben, aber Püppi hatte Unterstützung durch einen zweiten, viel kleineren Hund bekommen. Er war schwarz mit zwei weissen Läufen.

»Larissa!«, entfuhr es Marsha.

Die Hündin hatte offenbar instinktiv gespürt, dass Marsha ihre Hilfe benötigte. Sie hatte nach Marsha gesucht und war dann hier auf die Umbrae Mortis und Püppi gestossen.

Larissa hörte die Rufe Marshas und war kurz abgelenkt. Aber sofort fing sie sich wieder und half Püppi im Kampf gegen die Schatten.
Marsha war entsetzt und voller Sorge um ihre beiden treuen Gefährten.

Diese war nicht unbegründet, da ein blasser Esgana Cão aus der Finsternis eines Schattens in das Licht schritt und sofort über Larissa her fiel. Er verbiss sich mit seinen spitzen, nach innen gebogenen Zähnen in ihren Hals und begann sofort seinen Unterkiefer zu lösen. Larissa jaulte in Todesangst. Davon unbeeindruckt würgte der Esgana Cão den Kopf des Hundes Stück für Stück hinunter.

Das Jaulen verstummte plötzlich.

Marsha sah angewidert weg und nahm bereits den säuerlichen Geruch des Hundewürgers wahr.

»Wir müssen verschwinden. Sie werden uns sonst bekommen, und was das heisst, das kannst du dir denken.«, sagte Memba.

Ihr Gesichtsausdruck war angespannt. Marsha wusste das nur zu gut.
Doch sie konnte Püppi nicht im Stich lassen.
Die Kraft des Xyralums half ihr hier nicht weiter, würde die Situation nur noch aussichtsloser werden lassen.

»Memba, aber es ist unser guter Püppi. Ich liebe diesen Hund. Er ist mehr, als nur ein Freund.«

Marsha sah Memba flehend an.
So hatte Memba sie noch nie gesehen.
Doch sie hatte eben Larissa verloren.
Dann der Verrat durch Tina, der aufziehende Krieg, und jetzt sollte sie auch noch Püppi im Stich lassen?
Memba verlangte viel von Marsha.
Doch wollten sie überleben, dann mussten sie jetzt fliehen.

Sie sah durch das Fenster und sah oberhalb der Rolltreppen einen Mann stehen.

»Offenbar ist die Polizei jetzt da.«, meinte sie zu Marsha.

Marsha kam ans Fenster. Ihr Gesicht hellte sich auf.

Oben an der Rolltreppe stand doch tatsächlich ihr alter Freund Jan.

Sofort liessen die Schatten von Püppi ab und wandten sich dem Xyral zu.
Seine Reise in das Erdäum Terra hatte viel Xyralum aufgewirbelt, und so roch es auch.
Für die ewig ausgehungerten Schatten war dieser Duft so sehr unwiderstehlich, dass sie von ihrem Kampf mit dem Hund abliessen.

Püppi war zu schwach, um ihnen nach zu hasten, um weiter gegen sie zu kämpfen.
Er zog sich zu Marsha und Memba zurück, die ihn bereits an der Tür bereits erwarteten.

Dann geschah etwas ganz Seltsames. Neben Jan erschien ein gleissend helles Licht, dessen Umrisse an einen Menschen erinnerten.

Die Schatten liessen sich nicht davon beirren. Erst als das Licht immer strahlender wurde, so dass es die gesamte Halle vollkommen ausfüllte, brachen sie ihren Angriff ab und harrten aus. Sie hafteten in der strahlend hell ausgeleuchteten Halle an vielen Stellen mit etwas weniger Helligkeit, als wäre sie Inseln der Schwärze. Doch dieses seltsame Licht, es schien sie zu lähmen. Sie benötigten offenbar so eine gewaltige Menge Kraft und Energie, die gleissend hellen Flächen mit Finsternis zu füllen, dass sie praktisch nur noch wenige Zentimeter in der Minute voran kamen.

Was oder wer dieses Licht war und wie Jan zu ihm gekommen war, wusste Marsha nicht. Ihr war nur sofort klar, dass sie jetzt ihre Chance nutzen mussten, um zu entkommen.

Auch Jan hastete zu ihnen, während diese strahlende Gestalt weiter den Raum mit seinem Licht flutete.

Als sie im Flur zusammen fanden, war keine Zeit für ein grosses Wiedersehen.

»Wir müssen unerkannt zu meiner Wohnung gelangen. Schnell, ganz schnell...!«, rief er ihnen zu.

Marsha und Memba stellten keine Fragen, sondern hasteten hinter Püppi die Treppen hinunter.

Jan folgte ihnen.

Dann hörte man ein lautes Krachen.

Die Tür war oben aufgerissen worden. Man konnte den kleinen Professor erkennen.

»Alle sofort stehen bleiben. Ihr seid alle festgenommen!«, brüllte er hinunter und sah mit dem hellen Licht in seinem Hintergrund ziemlich unheimlich aus.

Jan hastete sogleich wieder die Treppen hinauf.

Als er beim kleinen Professor angekommen war, spürte er, wie dieser versuchte, die Kraft des Xyralums zu benutzen, um ihn zu lähmen.
Blitzschnell holte Jan aus und schlug dem kleinen Professor mit der Faust derbe auf die Nase. Dieser ging zu Boden und polterte einige Treppen hinunter und blieb dort leise wimmernd liegen. Jan hastete an ihm vorbei, zu den beiden Frauen und Püppi.

Sie liefen nun ein Stück durch die U-Bahn-Röhre. Nach einigen Metern, fanden sie einen Notausgang, den sie nutzen wollten. In der U-Bahn-Röhre mussten sie mit Umbrae Mortis Angriffen rechnen. Ihnen blieb also kaum etwas anderes übrig, als über dieses neue Treppenhaus zu versuchen, die Strasse zu erreichen.

Völlig ausser Atem erreichten sie den Ausgang, gerade in dem Augenblick, als die Polizei den U-Bahnhof, der sich nun in einiger Entfernung befand, abriegelte.
Die Strasse war voller Menschen, die alle ganz aufgeregt waren. In dem ganzen Durcheinander war es relativ leicht für die drei Xyrale und Püppi, unerkannt zu entkommen.
Sie beeilten sich, zu Jans Wohnung zu kommen. An jeder einzelnen Hofeinfahrt mussten sie jedoch damit rechnen, dass Umbrae Mortis ihnen auflauerten, was sie ziemlich viel Zeit kostete. Zwar war der Geruch von Xyralum fast verflogen. Doch selbst geringe Mengen konnten sie verraten. Aber schliesslich gelangten sie zu der kleinen Mansardenwohnung. Sie sahen sich zunächst ausgiebig und vorsichtig um, ob sie nicht in eine Falle geraten waren. Doch alles war friedlich, und keiner hatte sie erkannt. Jan war eben nur ein armer Flaschensammler. Um so einen Mann, da kümmerten sich nur wenige Menschen.

Nachdem sie sich etwas von der Flucht erholt hatten und wieder zu Luft gekommen waren, erzählten sie sich in Kurzform ihre Geschichten.
Jan erzählte nur das Wesentliche und vermied es, Näheres über seine Erfahrungen bei dem Licht der Hoffnung zu berichten.
Die beiden Xyrale waren nicht dumm. Es bestand die Gefahr, dass sie auf die hässlichen Bedingung von ganz alleine kommen würden, die ihm das Licht der Hoffnung, als Gegenleistung für die privilegierten Informationen, gestellt hatte.
Die Freiheit der Angst, sie würde mit dem Leben der Gewinner des Krieges bezahlt werden müssen. Wie dem auch sei, Marsha war jedenfalls glücklich darüber, dass ihr alter Mentor Jan sie doch noch erhört und sich an sie erinnert hatte. Sie umarmte ihn voller Freude und küsste ihn auf die Wange.

»Ich hatte schon begonnen, an dir zu zweifeln. Die Situation in Terra, sie wird von Tag, zu Tag, schlechter. Wir haben nicht bemerkt, dass Tina doppeltes Spiel getrieben hat, haben Marani und Larissa verloren. Es sieht wirklich nicht gut aus, Jan. Was ist dein Plan? Du hast doch bestimmt einen Plan, oder?«, sagte sie zu ihm.

Memba gab sich deutlich zurückhaltender.
Jan war in Terra nur wenig älter als sie selbst, und sie kannte ihn nicht.
Nach ihrem Erlebnis mit Tina war sie sich sehr sicher, niemandem mehr vorschnell vertrauen zu können und zu wollen.

Jan streichelte ihr über den Kopf und meinte: »Ich habe in der Tat einen Plan. Wir werden zunächst einmal hier aus Terra verschwinden. Wir werden diese Föderation nur bekämpfen können, wenn wir unsere Kräfte sammeln, ausbauen und bündeln. Ich habe da schon eine Idee. Doch was ist mit dieser Tina? Sie könnte zu einem echten Problem werden. Sie hat ein Bündnis mit dem Wasser geschlossen. Derartiges habe ich noch niemals zuvor gehört. Ist sie eine Hexe?«

»Tina ist eine eher sehr weiche Frau. Sie bringt ein hohe Sensibilität mit, wie alle Menschen mit der alten Gabe. Ob sie eine Hexe ist, das kann ich noch noch nicht sagen. Das sie die Gabe hat, beweist jedoch der Umstand, dass sie mit dem Wasser kommunizieren und auf es einwirken kann. Sie ist zur Föderation übergelaufen. Das macht sie für uns gefährlich.«, antwortete Marsha.

»Ja, in der Tat ist sie eine gefährliche Frau. Vermutlich kann sie über das Wasser alle Informationen zu allem in Terra abfragen. Auch wird sie bald von uns wissen, wenn wir nicht verschwinden. Sind unsere Persönlichkeiten erst einmal verschwunden, dann wird das Wasser auch nicht von uns erfahren.«, erwiderte Jan.

»Ja, du hast Recht. Wir sollten sofort aufbrechen. Selbst das Wasser in unseren Körpern kann inzwischen zum Feind werden.«

Daraufhin konzentrierten sich alle auf das Xyralum.
Die Reise in das Erdäum Lapilla begann.

Autor: © Alexander Rossa 2019

Im Sinne d. Waagumals (Kapitel 14)

Die U-Bahn war fast leer. Das war gut so.

Wäre sie voll gewesen, hätte die kleine Gruppe sie wegen Püppi nicht nehmen können. Große Hunde in vollen U-Bahnen waren ein Problem, hatten man für sie keinen Maulkorb dabei. Da half es auch nicht, für sie einen ermässigten Fahrschein zu besitzen.

Die Menschen in der Stadt kennen heute kaum noch das Leben mit Tieren. Selbst wenn ein Hund einmal freudig bellt, reagieren sie oft übertrieben panisch. Das ist schon ziemlich kurios, da Hunde sich das Bellen speziell für den Menschen angewöhnt haben. Von Natur aus bellen sie eigentlich überhaupt nicht.

Nun sassen sie in der U-Bahn und fuhren zum anderen Ende der Stadt. Sie wollten von der Bedrohung, so weit wie möglich entfernt sein. Zwar konnten sie leicht aufgespürt werden. Aber eine grosse Distanz verschaffte ihnen etwas Zeit.
Der kleine Professor würde sie solange jagen, bis sie ausgelöscht oder zumindest gefangen waren. Da waren sich Memba und Marsha sicher.
Püppi wollte auf keinen Fall wieder auf diese üblen Hundewürger treffen. Er wollte die anderen Hunde der Stadt vor ihnen warnen, so dass die Nachricht von der Anwesenheit der Esgana Cãos sich von alleine unter den Hunden Terras verbreiten würde. Sicher rechnete kein Hund mehr mit der Existenz dieser Wesen.

Ihre Existenz war selbst für die Xyrale nur eine alte Legende gewesen. Das hatte sich nun schlagartig geändert. Die Schatten konnten sich nun vor den Hunden schützen.

»Tina, was meinst du? Wie können wir die Kraft des Wasser für uns einsetzen? Wir müssen schnell reagieren und uns gegen den Angriff wehren. Es bleibt kaum Zeit, dass wir uns erst mit der neuen Situation und dem Sein des Wassers anfreunden können. Wir müssen reagieren.«, sprach Marsha Tina an, die aus dem Fenster sah und abwesend wirkte.

»Ich weiß es nicht. Wie sollte ich es auch wissen? Das Wasser ist in uns allen und überall um uns herum. Aber dennoch hat es keine Macht über diese miesen Schatten. Es gibt und nimmt den Lebewesen und mir, wie es ihm gefällt. Wir sind von ihm abhängig und haben keine Möglichkeit, uns ihm zu entziehen. Es wird mich stets nur wissen lassen, was es selbst für richtig hält. Es hat direkten Einfluss auf mich, ich aber nicht auf es. So ist es doch und nicht anders.«, antwortete sie, ohne ihren Blick vom Fenster abzuwenden.

Marsha wusste, das sie recht hatte. Doch das Wasser, es war einsetzbar. Es konnte innerhalb kürzester Zeit überall dorthin jede nur erdenkliche Information verbreiten, wohin es selbst gelangte. Es konnte seine Informationen als Emotionen und in Form von geistigen Bildern verbreiten. Interpretierten die Lebewesen diese dann richtig, so wussten sie, was das Wasser sie wissen lassen wollte. Auch konnte es Schmerzen verursachen, töten, zerstören und das Wetter beeinflussen. Das waren doch bereits alles Möglichkeiten, die man ausnutzen konnte, um die Invasion zu stoppen. Marsha war davon überzeugt, zumindest die feindlichen Xyrale und die Hundewürger damit bekämpfen zu können.

»Tina, wir sollten uns überlegen, was wir den Menschen Terras sagen wollen, um sie vor der Bedrohung zu warnen. Das wäre doch zumindest ein Anfang.«, meinte Marsha.

Memba nickt nur und sah Tina auffordernd an.

»Lasst sie doch in Ruhe. Sie hat viel zu verarbeiten. Jetzt erwarten alle von ihr, dass sie Wunder vollbringen soll. Das ist ja klasse.«, gab Marani in die Runde.

Er sass neben Tina und sah Memba und Marsha ernst an. Memba gefiel es, wenn Marani ernst wurde. Er wirkte dann irgendwie männlicher.

»Wenn die Hundewürger sie erwischt haben und an ihrer Leiche nagen, dann wird sie Ruhe genug haben, um alles zu verarbeiten.«, erwiderte Marsha frech.

Ihr ging diese sanftmütige Tour von Tina und Marani auf die Nerven. Offenbar hatten beide noch immer nicht verinnerlicht, dass sie sich im Krieg befanden. Es ging hier nicht nur um die Existenz der Menschen von Terra und ihr eigenes Leben. Nein, auch zahlreiche andere Erdäen mit ihren Lebewesen und Kulturen würden in das Visier der ambalosischen Invasion geraten.

Sie dachte da sofort auch an das Erdäum Karakum und an Membas Familie. Es war schrecklich, was die arme Memba dort durchmachen musste. Die über alles geliebte Mutter und der kleine Bruder waren tot, das Schicksal des grossen Bruders und des geschätzten Vaters, es war ungewiss.
Tina und Marani mussten endlich begreifen, wie ernst die Lage war und was auf dem Spiel stand.

Die U-Bahn rauschte durch die Dunkelheit. Nur einige wenige Fahrgäste waren im Abteil. Sie waren auf dem Weg nach Hause, hatten zumeist Feierabend und wollten nur noch zu ihrer Familie. Keiner von ihnen ahnte, was zur Zeit wirklich in ihrer Stadt geschah.

Plötzlich bremste die Bahn massiv ab. Es war ein lautes, kreischendes Geräusch zu hören, dem ein lautes Krachen folgte. Der ganze Zug schien zu vibrieren.

Die U-Bahn hielt.

Sie stand mitten in der Finsternis, genau zwischen zwei Haltestellen. Nur wenige Lampen an der Decke brachten notdürftig ein wenig Licht. Sie waren in dem Tunnel eingesperrt.

Sofort erkannte Marsha die Gefahr und wies die kleine Gruppe an, den Zug rasch zu verlassen. Püppi begriff ebenfalls sofort die Gefahr und führte die Gruppe im Tunnel an. Die anderen Fahrgäste waren aufgeregt und verstanden nicht, warum die U-Bahn plötzlich gestoppt hatte.

Als die Gruppe bei der Zugmaschine ankam, wurde ihnen klar, warum sie gehalten hatte.

Die Zugmaschine schien bis fast zur Hälfte, in einer lichtundurchlässigen Finsternis gefangen. Kein einziger Lichtstrahl der strahlenden Neonröhren im Tunnel schaffte es durch diese bizarre Wand der Finsternis zu gelangen.

Sofort war allen klar, was sie sahen und hier geschehen war.
Umbrae Mortis hatten den Tunnel besetzt.

Die kleine Gruppe floh in die entgegen gesetzte Richtung. Sie rannten an der Seite des Zuges vorbei, um durch die Tunnelröhre zu entkommen.

Sie hatten Glück. Hinter dem Zug war die Sicht noch frei.

Grosse Eile war geboten, um der Situation zu entkommen, da die Umbrae Mortis wohl nicht lange benötigen würden, um die beiden Xyrale zu entdecken. Hier im Tunnel hatten sie gegen die Schatten keine Chance. Selbst mit Püppis Hilfe waren sie den Schatten ausgeliefert. Es gab also nur die Flucht für sie. Doch selbst eine Flucht, sie konnte nur so unauffällig, wie möglich, erfolgen. Ihre Gegner wussten immerhin von ihrer Anwesenheit. Warum hatten sie sonst genau diese U-Bahn angehalten?

Marsha ahnte, dass sie in der Falle sassen. Zudem gab es so gut, wie kein Wasser hier unten im Schacht. Das konnte einfach kein Zufall gewesen sein. Mit Sicherheit steckte dieser Xyral dahinter, dieser kleine Professor. Auch wenn er in Terra bereits alt war und sicherlich kaum Einfluss auf das Xyralum mehr besass, so schien er jedoch so erfahren und klug genug zu sein, um die Invasion in diesem Land an zu führen.

Püppi fand den Notausgang zuerst.
Die vier Menschen hasteten die Treppe hinauf.

Als sie oben an kamen, fanden sie sich auf einem gut gefüllten Bahnsteig wieder. Hier waren viele junge Pendler, die auf dem Weg nach Hause waren.
Auch 2 Musiker standen mit ihren Gitarren da und spielten irgend
einen unbekannten Song. So wie die beiden aussahen und sich der Song anhörte, war es wohl eher eine Eigenkomposition. Ohne ein angesehenes Label zu haben, ist Musik eine ziemlich brotlose Kunst.

Sie versuchten sich nichts anmerken zu lassen und suchten den Ausgang vom Bahnhof. Den U-Bahnhof mussten sie rasch verlassen, wollten sie weiteren Ärger vermeiden.

Als sie am Fuss der beiden Rolltreppen ankamen, sahen sie dort, wie von oben einige Männer auf sie zu fuhren, die nicht wirklich nach Fahrgästen aussahen. Püppi stellte sich sogleich sein Nackenfell auf.

»Wir nehmen die Rolltreppe am anderen Ende!«, rief Marsha den anderen zu und drängte sich zwischen den Menschen hindurch.

Offenbar hatten die Männer sie bemerkt, so dass sie die Treppe hinunter hasteten.
Püppi zog Marsha durch die Menge. Die anderen versuchten ihr zu folgen.

Doch als sie die andere Rolltreppe entdeckten, erkannte Marani den kleinen Professor.
Er stand oben an der Rolltreppe und gab einigen Männern verschiedene Handzeichen.

Jetzt wurde es eng für die Gruppe.
Doch würde der kleine Professor eine Auseinandersetzung inmitten der Menschenmassen wagen? Daraus würde sich dann vielleicht ein offener Krieg entwickeln. Diesen konnte er zu diesem Zeitpunkt einfach nicht wollen. So viel war ihm die kleine Gruppe mit Sicherheit nicht wert...oder doch?



Als die untergehende Sonne den Himmel rot einzufärben schien, erwachte Bina aus ihrem Schlaf.

Jan sass an ihrem Bett und lächelte sie an. Er kam sogleich zu ihr herunter und küsste sie mit warmen Lippen auf den Mund.
Er roch gut.
Endlich roch Jan wieder gut.
Wie sehr hatte Bina das vermisst.

Alles war ruhig und friedlich im Haus.
Das Feuer knisterte.
Es roch nach frischem Brot.
Hatte Bina alles nur geträumt?
Die Schrecken der letzten Tage, waren sie alle nur Einbildung?

Sie setze sich auf und sah sich in ihrem Haus um. Am Tisch sass Naham. Er war aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht und nippte an einem heissen Tee. Seine Hände zitterten. Es war also doch nicht nur ein Traum gewesen.

»Jan, sind wir noch in Gefahr? Diese Kreaturen, sie suchen dich.«, meinte sie zu Jan.

Ihre Stimme klang seltsam heiser.

»Wir sind zunächst in Sicherheit, Bina. Bleib ganz ruhig. Werde erst einmal wach. Dann erkläre ich dir, was ich erlebt habe.«, beruhigte sie Jan.

Naham dreht sich um und blickte zu ihnen herüber. Er sah nicht wirklich glücklich aus.
Sein ganzes Gesicht war voller grüner und blauer Flecken.
Aber immerhin lebte er noch, was man von seinen beiden Freunden nicht mehr behaupten konnte. Doch Jan hatte die Überreste der Leichen vor dem Haus bereits begraben und die Spuren, so gut es eben ging, beseitigt.
Es konnte gut sein, dass man im Dorf die drei Burschen vermissen würde. Sollte man sie hier suchen, durfte man ihre Leichen nicht sofort finden. Man würde den Überlebenden die Schuld an ihrem Tod geben. Jan kannte das nur zu gut. Die Menschen fragten nicht lange, wenn etwas eindeutig aussah, auch wenn alles sich ganz anders zu getragen hatte. Ihnen dann eine bizarre Geschichte über Xyrale, Hundewürger, Schatten und geisterartige Wesen zu präsentieren, das war da für die Beweisführung ihrer Unschuld sicher nicht förderlich. So erweckte alles den Eindruck, als wäre überhaupt nichts geschehen, sah man von den blauen Flecken bei Naham ab.

»Ich werde aufbrechen und in das Dorf gehen. Dort werde ich erzählen, dass du eine Hagzissa bist, Bina. Du wirst für alles bezahlen, was du hier angerichtet hast.«, drohte Naham der armen Bina.

Jan sah ihn böse an.

»Du wirst nirgendwo hingehen, Naham. Was meinst du, was sie mit dir machen werden, wenn du ihnen das alles erzählst, was du erlebt hast? Sie werden dich ebenso verbrennen, wie sie es mit uns machen würden. Trauen werden sie dir nicht. Dann werden sie auf Nummer sicher gehen und dich ebenfalls töten. Das macht für dich und für uns keinen Sinn.«, fuhr er Naham mit deutlichem Ton an.

»Ich bin ein ordentlicher Mensch. Niemandem habe ich jemals Leid zugefügt. Doch was ich hier erlebt habe, das ist böse Zauberei. Ich kann nicht damit leben und eine Hagzissa decken. Du musst das doch verstehen. Sie hatte dich verhext, zu einem Vergewaltiger gemacht. Hegst du denn keinen Argwohn gegen diese Frau?«

»Nein, Naham, ich liebe diese Frau. Sie mag zwar eine Hagzissa sein. Doch es gibt Mächte, die so gewaltig sind, dass sie eure Welt zerstören können. Eure Welt hat Feinde mit einer solch gewaltigen Macht. Ohne eine Hagzissa, als Wächterin auf dem Zaun zwischen den Welten, da wäre eure Welt bereits verloren. Ihr solltet froh sein, sie zu haben. Auch hat sie mich nicht verhext. Wenn du willst, so kannst du in mir gerne einen Dämon sehen, der in den Körper des Vergewaltigers geschlüpft ist. Ich bin hier, um der Hagzissa zu helfen, eure und damit auch deine Welt zu retten. Wie sonst kannst du dir diese Zauberkugel sonst erklären, mein Freund?«, erklärte Jan seinen Standpunkt und deutete auf das Licht der Hoffnung, das noch immer in einer Ecke des Raumes schwebte, aber nur noch ganz schwach leuchtete. Man musst schon ganz genau hinsehen, um es entdecken zu können. Doch es war tatsächlich noch dort.

»Das mag vielleicht sein. Doch wird euch niemand bei uns Glauben schenken. Das werdet ihr schon sehen. Finden sie mich bei euch, dann werden sie mich ebenso verurteilen, wie sie es mit euch tun werden.«

Jan sah Bina an und lächelte sie seltsam an, dann wandte er sich wieder Naham zu.

»Das ist wohl wahr. Doch wir leben in unsicheren und finsteren Zeiten. Die Feinde dieser Welt werden zurück kommen, und sie werden die Hölle zu euch bringen. Du hast einen ersten Vorgeschmack doch selbst erlebt. Es ist jetzt die Zeit gekommen, ein Heerlager zu errichten, um ihnen begegnen zu können. Um gegen die Soldaten der Hölle zu kämpfen, muss man mit den Waffen des Himmels um zu gehen verstehen. Nicht jeder kann das lernen, Naham. Nur eine Hagzissa trägt das Gespür in sich und kann lernen, diese Waffen zu gebrauchen. Bina ist die erste Soldatin in meinem Heerlager. Doch es werden weitere kommen. Es werden viele sein, die kommen werden, um zu lernen. Auch werden unheimliche Kreaturen des Guten kommen, um euch zu helfen, diese Prüfung zu bestehen. So wird es sein, Naham.«, erzählte Jan und sah dabei nicht gerade aus, als wollte er Naham nur auf den Arm nehmen.

Naham sah ihn jedoch weiterhin ungläubig an.

»Die Leute werden euch hier nicht wollen. Sie werden euer Haus in Brand setzen, ehe auch nur eine Hagzissa fertig ausgebildet ist. «

»Ja, genau da kommst du ins Spiel, verehrter Naham. Du hast gesehen, was auf eure Welt zukommen wird. Sie werden euch versklaven, eure Kultur und euch unterjochen. Ihr werdet ein Leben in Angst führen und eure Kinder werden in ein Leben der Angst hinein geboren werden. Es wird auch nicht die einzige Welt sein, die sie angreifen. Dort draussen gibt es viele andere Welten, die ebenso bedroht sind, wie die eure. Du musst sie abhalten, ihre Verbündeten an zu greifen und sie zu bekämpfen. Es wird deine Aufgabe sein, sie auf den nahenden Krieg vor zu bereiten. Du musst sie lehren, wer Freund und wer Feind ist.«

Naham sah bemitleidenswert aus.
Vielleicht war er für das alles einfach noch zu jung.
Bina zweifelte daran, dass er dieser Aufgabe gerecht werden würde.

»Sie werden mir nicht glauben. Sie werden mich für einen Verrückten halten.«, meinte er kleinlaut.

»Aus diesem Grund wird dir das Licht der Hoffnung helfen. Es wird den Menschen das Vertrauen und die Einsicht in die Köpfe pflanzen. Nur wird es das nicht mit allen Menschen auf einmal anstellen können. Ihr werdet schrittweise vorgehen. Schritt für Schritt werden immer mehr Menschen dir folgen und deinen Lehren ihr Gehör schenken. Unser Weg wird für sie zu einer echten Religion werden. Sie werden Wunder brauchen, die wir ihnen geben werden. Wir werden ihnen zur Seite stehen, wenn der Krieg über sie herein bricht, um sie zu versklaven. Dann irgendwann, werden sie frei sein. Wir alle werden irgendwann frei sein und die Schatten für immer verdrängt haben.«, prophezeite Jan, und Naham gefielen seine Worte. Jedenfalls hatte Jan den Eindruck.
Nur konnte er nicht sagen, ob womöglich das Licht der Hoffnung bereits bei Naham sein Werk verrichtet hatte. Er hatte diese leuchtende Sphäre einfach mit in seinen Plan eingebaut. Dabei wusste er nicht einmal, warum sie überhaupt noch da war.
Eigentlich hätte sie nach seiner Ankunft verschwinden sollen.
Doch nicht alle Absichten Nayas waren ihm bekannt.

Vielleicht hatte die Tigerin seine Hilfelosigkeit erkannt und wollte ihm mit dem Licht der Hoffnung helfen. Aber womöglich war es auch nur eine Art Aufpasser für ihn. Immerhin trug er eine Menge privilegiertes Wissen in sich und Naya traute ihm nicht über den Weg. Nach den neuerlichen Ambitionen einiger Xyrale, da wäre ein wenig Misstrauen nur zu verständlich. Jan dachte an die massiven Störungen des Waagumals, und ihm wurde bei den Gedanken an die Folgen ganz schlecht.

»Also sind wir uns einig?«, fragte er abschliessend Naham.
Naham nickte nur und lächelte plötzlich ganz unerwartet.
Jan sah zuerst in die geweiteten Augen Nahams und dann zum Licht der Hoffnung und schüttelte nur mit seinem Kopf.
Dann ging er zu Bina und nahm sie in den Arm.

»Ich werde noch einmal aufbrechen müssen. Ich habe noch etwas zu erledigen. Das Licht der Hoffnung wird hier bei euch bleiben. Es ist unglaublich mächtig. Sollte es bei euch Schwierigkeiten geben, werde ich davon unmittelbar erfahren. Es wird nicht lange dauern, Bina. Bis zum Morgengrauen werde ich wieder zurück sein. Vertraue mir. Am besten fesselt ihr mich wieder. Dieser andere Jan, er muss ein mieser Wicht sein.«

Bina sah ihn ängstlich an.

»Nein, Jan, ich kann dich nicht wieder gehen lassen. Ich halte das nicht aus. Das kannst du mir nicht antun. Du bist doch erst zurück gekehrt. Ich habe Angst um dich, Jan.«, flehte Bina ihn fast an. Sie hatte noch immer das Bild des falschen Jan vor Augen.

»Doch, es muss sein. Wir leben in schlimmen Zeiten. Es wäre falsch, jetzt nur an uns zu denken. Vertraue mir und dem Licht der Hoffnung. Bina, schau in dein Herz und sei vernünftig, bitte.«

Bina war vernünftig. Sie band ihn am Stuhl fest. Naham half ihr.
Offenbar fand er den Gedanken ganz gut, Jan wieder zu fesseln.
Nur Bina konnte kaum ihre Tränen zurückhalten.

Jan sah dann zum Licht der Hoffnung. Es begann plötzlich intensiver zu leuchten.
Die Luft im Raum schien sich elektrisch aufzuladen. Bina kannte das Phänomen inzwischen gut. Es war das Xyralum, was hier zum Einsatz kam.

Augenblicke später sank der Kopf von Jan auf seine Brust.
Er war weg, der unwissende Jan war zurück geblieben.

»Naham, wir haben keine Zeit. Los, öffne alle Fenster. Das Xyralum muss aus dem Haus. Die Schatten werden gleich wieder hier sein, wenn sie es wahrnehmen.«, fuhr sie Naham an.

Der blickte sich verwirrt um, verstand aber dann sofort.
Sie öffneten alle Fenster und die Tür, um das Haus gut zu lüften.

Danach schlossen sie diese wieder und zündeten zusätzliche Lichter an, die sie sogleich in die Fenster stellten. Kaum hatten sie das getan, bemerkte Bina vor dem Haus ein erstes Huschen. Die Umbrae Mortis, sie waren wieder da. Die Gier nach Xyralum, sie war bei ihnen ungebrochen.

Bina und Naham sahen sich gegenseitig an.

Beide hatten Angst.

Bitte nicht wieder diese Hundewürger.

Jetzt konnten sie nur noch abwarten und hoffen, dass die Schatten nicht in das Haus kamen.

Autor: © Alexander Rossa 2019

Bina in Not (Kapitel 13)

Bina wusste nicht, was sie tun sollte.
Der Morgen war inzwischen heran gebrochen. Einige Vögel zwitscherten im Wald.
Die beiden unheimlichen Männer standen noch immer vor ihrem Haus und wollten den unwissenden Jan sprechen. Viel wahrscheinlicher war es jedoch, dass sie ihn nur töten wollten.

»Ich denke, wir sollten hinaus gehen und das wie Männer klären.«, meinte Naham schliesslich und sah zu seinen beiden Freunden.

Diese waren von der Idee jedoch nicht wirklich überzeugt. Immerhin schienen die beiden Männer vor Binas Haus magische Kräfte zu besitzen. Wie sonst war es zu deuten, dass man mit einer Armbrust einfach durch sie hindurch schiessen konnte, ohne sie zu verletzen? Was sollten ein paar junge Burschen aus dem Dorf schon gegen Magie ausrichten?

Naham bemerkte sogleich die unsicheren Blicke seiner Freunde und meinte: »Nun stellt euch einmal nicht so an. Immerhin sind wir in der Überzahl. Wir sollten versuchen, mit den beiden Typen zu verhandeln. Die wollen doch nur mit unserem Vergewaltiger sprechen. Vielleicht können sie ihn auch gleich mitnehmen? Schade wäre es sicher nicht um ihn.«

»Das werden sie ganz sicher nicht. Er bleibt hier. Sie wollen nicht einfach nur mit ihm sprechen. Das weißt du ganz genau, Naham. Sie wollen ihm nur Leid zufügen und ihn vielleicht sogar töten.«, mischte sich Bina ein.

Naham sah zum unwissenden Jan hinunter, der noch immer geistreich den Boden mit seinem Speichel benetzte.

»Wen stört das, Bina? Sieh dir diesen Kerl doch nur an. Diese Kreatur hat versucht, dich zu vergewaltigen. Sei doch froh, wenn sie ihn mitnehmen. Dann bist du ihn los.«

Bina stellte sich provozierend vor den unwissenden Jan.

»Naham, ich warne dich. Jeder der ihm auch nur ein Haar krümmt, wird es mit mir zu tun bekommen. Diese beiden Männer dort draussen, sie sind gefährlich. Ich weiss nicht, was sie hier wirklich wollen. Ich kenne sie nicht. Doch ich weiss, dass sie gefährlich sind und mit Sicherheit den Tod und Leid bringen werden.«

Naham sah sie verwundert an.

»Wie kannst du das wissen? Beherrschst womöglich auch du die dunklen Künste oder die Gabe der Hellsicht? Ja, das könnte doch gut sein. Immerhin wohnst du ganz alleine und einsam hier draussen in der Wildnis. Du hast keinen Mann, keine Söhne, die dich beschützen. Da kann es doch gut sein, dass du mit der Finsternis und ihren üblen Kreaturen einen Pakt geschlossen hast. Vielleicht sind diese Männer ein Werk deiner dunklen Machenschaften?«, gab er provozierend zurück.

Der unwissende Jan kicherte plötzlich leise. Das gefiel dem Burschen am Fenster nicht. Er versetzte dem unwissenden Jan einen ziemlich heftigen Tritt. Dieser stöhnte vor Schmerzen.

»Schluss damit!«, fuhr ihn Naham an. »Du solltest dir deine Kräfte und die Wut für diese beiden Gestalten dort draussen aufsparen. Wir werden nun gehen und diese Typen zum Teufel jagen. Noch ist diese Umgebung, der Wald und der Sumpf unsere Heimat und unser Zuhause.«

Daraufhin gab er dem anderen Burschen ein Handzeichen, dass dieser ihm folgen sollte.

»Bina, du bleibst hier. Wenn du etwas mit dieser Teufelei zu tun haben solltest, auch wenn es nur eine Winzigkeit sein sollte, dann werden wir im Dorf davon berichten. Da kannst du sicher sein. Man wird ganz offene Ohren dafür haben, wenn du hier dunkle Künste ausübst.«, meinte er forsch zu Bina.

Dann öffnete er die Tür und ging hinaus zu den beiden Männern.
Seine zwei Freunde aus dem Dorf, sie folgten ihm, wenn auch nur zögernd.
Es war ihnen deutlich ihre Furcht in die Gesichter geschrieben.

Marsha lief zum Fenster. Sie wollte sehen, was geschah.

Naham stand vor den beiden Männern. Seine beiden Freunde waren direkt hinter ihm.
Die Männer unterhielten sich.

Bina konnte kaum etwas verstehen.

Doch plötzlich schlug Naham jenem der Männer, der sich nicht Lorgam nannte, mit der Faust ins Gesicht.
Es wurde laut vor dem Haus.
Bina konnte es hören.
Die beiden Burschen aus dem Dorf feuerten Naham offenbar an.
Doch dann sah Lorgam den Sohn des Gastwirts ernst an und hob ruckartig seine rechte Hand und schrie laut auf. Naham wurde mit großer Kraft durch die Luft geschleudert, als wäre er von einer unsichtbaren Hand empor gehoben worden und landete krachend zwischen einigen alten Holzeimern.

Der niedergeschlagene Fremde war inzwischen auch wieder etwas zu sich gekommen und schrie die beiden Burschen aus dem Dorf an: »Jetzt reicht es! Geht aus dem Weg. Dann holen uns diesen Mistkerl eben mit Gewalt!«

Bina war ganz aufgeregt. Sie hatte Angst.
Mit der Armbrust konnte sie sich nicht gegen diese Männer wehren.
Sie beherrschten offenbar eine Art mächtige Magie.
Plötzlich schoss es ihr in den Kopf: Nein, vielleicht war es Xyralum.
Diese beiden Männer, sie konnten das Xyralum augenscheinlich ebenso kontrollieren, wie ihr geliebter Jan es gekonnt hatte. Er hatte es ihr kurz vor seinem Verschwinden vorgeführt. Diese beiden unbekannten Angreifer, sie waren offenbar auch Xyrale. Bina war sofort klar, dass sie den unwissenden Jan schützen musste. Die Bedrohung von der ihr geliebter Jan damals gesprochen hatte, sie war nun hier angekommen. Sie wusste, dass diese abtrünnigen Xyrale nichts Gutes im Sinn hatten und jetzt auch ihre Welt entdeckt hatten.
Das Erdäum Lapilla, so hatte Jan damals ihre Welt genannt, war nun ebenfalls in Gefahr.

Geschrei riss Bina aus ihren Gedanken.
Offenbar versuchten die drei Burschen aus dem Dorf sich zu verteidigen.
Ihr blieb wohl nicht mehr viel Zeit. Doch was sollte sie tun?
Ängstlich schaute sie wieder aus dem Fenster. Immer wieder gingen die Männer aufeinander los. Doch im Gegensatz zu den drei Burschen aus dem Dorf, die bereits verletzt waren und bluteten, lachten die beiden Xyrale nur über sie.

»He, interessiert dich das alles überhaupt nicht? Immerhin geht hier um deinen Hals.«, rief Bina dem unwissenden Jan zu, der noch immer teilnahmslos auf dem Boden kauerte.

Doch der Mann reagierte nicht auf die Frage. Offenbar war ihm die Gefahr nicht bewusst oder er unterschätzte sie.

»Was für ein Irrsinn.«, flüsterte Bina zu sich selbst, wandte sich dann wieder dem Fenster zu.

Dieser Lorgam näherte sich immer weiter der Tür.
Schon bald würde er sie öffnen und im Haus sein.
Bina musste etwas unternehmen.
Doch was sollte sie schon gegen diese Fremden ausrichten?

Sie lief zu dem Fenster auf der Rückseite und öffnete es. Dann forderte sie den unwissenden Jan auf, ihr zu folgen. Sie wollte aus dem Fenster entkommen, so lange die beiden feindlichen Xyrale noch mit den drei Burschen beschäftigt waren. Doch der unwissende Jan reagierte nicht auf sie. So versuchte sie, ihn auf die Beine zu bekommen und zog ihn mit zum Fenster. Sie schob ihn hindurch und gab ihm einen wuchtigen Hieb, so dass er auf der anderen Seite hinunter fiel. Dann hörte sie ein Krachen an der Tür. Sie kletterte durch das Fenster ins Freie und schloss das Fenster hinter sich. Als sie sich umdrehte, um nach dem unwissenden Jan zu sehen, torkelte er einfach zwischen den Bäumen umher.

Plötzlich kamen von allen Seiten Männer herbei, die ihn umringten. Sie hatten ihn wohl im Wald bereits erwartet. Waren das auch alles Xyrale?

Bina rannte los, um den unwissenden Jan helfen zu können.
Doch dieser lies sich von den Männern widerstandslos gefangen nehmen.
Dann hatten zwei der Männer Bina entdeckt und kamen auf sie zu. Als sie direkt vor ihr standen, schlug sie einem der Männer mitten in das Gesicht. Doch ihre Faust traf ins Leere. Diese Männer waren eine Art Projektion. Es waren fünf ambalosische Agenten. Nur mit Hilfe des Xyralums konnte man etwas gegen sie ausrichten, da sie eine Sache des Bewusstsein waren. Sie waren eigentlich nicht wirklich im Erdäum Lapilla, da die Angreifer sonst verletzbar gewesen wären. Wären die ambalosischen Agenten mit Haut und Haaren vor Ort, dann hätten sie die Persönlichkeiten von Menschen dieses Erdäums verdrängt und deren Körper in Besitz genommen. Bina wusste davon jedoch nichts. So eine Verdrängung kannte sie nur von ihrem Jan. Diese ambalosischen Agenten jedoch, die waren ihr völlig unbekannt. Sie hatte nur furchtbare Angst. Daher liess sie sich widerstandslos von den Männern abführen. Es war die Sorge um den unwissenden Jan, die sie regelrecht lähmte. Würde ihm etwas geschehen, dann wäre ihrem geliebten Jan die Rückkehr zu ihr versperrt. Also brachten die Agenten den unwissenden Jan und Bina zu ihrem Haus.

Von den drei Burschen aus dem Dorf lebte inzwischen nur noch Naham.
Er lag stöhnend auf dem Boden. Seine beiden Freunde waren mit mehreren langen Holzkeilen regelrecht an zwei Bäume genagelt worden. Dort hingen sie leblos mit dem Kopf nach unten. Ihr Blut lief in dünnen Rinnsalen von den Fingern in den Sand.

Bei diesem Anblick wurde der unwissende Jan plötzlich laut. Er schrie hysterisch um Hilfe und versuchte in seiner Panik zu entkommen.
Doch bereits nach wenigen Metern stürzte er zu Boden, als wäre er von einer unsichtbaren Faust getroffen worden. Dann wurde er von der gleichen Kraft an seinen Füßen gepackt und zurück zu seinen Bewachern geschliffen.

Es war offenbar Lorgam, der das Xyralum zu diesen Zwecken eingesetzt hatte. Er wirkte auf Bina ein wenig abwesend.

»Warum habt ihr beiden miesen Schweine die jungen Kerle töten müssen? War das nötig? Sie waren doch noch halbe Kinder.«, klagte Bina den anderen Xyral an, dessen Name sie nicht kannte. Dabei sah sie ihn wütend an.

»Du solltest deine Zunge hüten, Hexe. So kann es sonst gut sein, dass du den beiden Kerlen bald Gesellschaft leisten wirst.«, gab dieser seltsam leise zurück.

Die ambalosischen Agenten schwiegen.
Es war schon merkwürdig. Manchmal meinte Bina zu sehen, dass die Sonne ein wenig durch diese Agenten hindurch scheinen würde.

»Was seid ihr nur für böse Geister. Aus welcher Hölle seid ihr nur entsprungen?«, giftete sie die fünf Agenten an.
Die sahen sie allerdings nur teilnahmslos an.

»Nehmt alle mit in die Hütte. Die Schatten werden bald hier auftauchen. Seid wir diesen Biestern die Hundefresser erlaubt haben, sind sie mir einfach suspekt.«, meinte der Xyral zu den ambalosischen Agenten.

Lorgam lachte. »Ja, geht mir auch so, Talier? Es sind so unglaublich viele von denen geworden. Man kann denen einfach nicht trauen. Sie zu kontrollieren, das wird von Tag zu Tag schwieriger.«, erwiderte er.

Bina sah auf.
Der andere Xyral, er hieß also Talier.
Er schien ihr noch gefährlicher zu sein, als dieser eher schmächtige Lorgam.

Die Agenten brachten den verletzten Naham und den wimmernden Jan in das Haus. Danach folgten Bina, Lorgam und Talier. Die beiden Toten ließen sie einfach achtlos an den Bäumen hängen.

»Bindet den Xyral nur gut auf dem Stuhl fest. Die Hexe und der jungen Bauerntölpel, die sollen sich in der Ecke dort auf den Boden setzen und einfach nur schweigen. Sie sind nicht so wichtig. Wir müssen warten, bis der Xyral wieder in den Körper zurück kehrt. So war es der Wunsch von Ogun.«, meinte Talier, der wohl mehr zu sagen hatte, als dieser Lorgam.

Nachdem sie den unwissenden Jan auf dem Stuhl festgebunden hatten, forderten sie ihn auf, endlich mit seinem Gewimmer aufzuhören.
Als er nicht gehorchte, schlugen sie ihm so lange sein Gesicht, bis er es einsah, besser doch zu schweigen.
Dann wurde es ein wenig dunkler im Haus.
Offenbar waren Wolken vor die Sonne gezogen.

»Wer ist Ogun? Hat sie euch geschickt? Ist es ihr Wunsch, bei uns halbe Kinder zu töten?«, fauchte Bina Talier an.

»Ich habe dir doch gesagt, dass du schweigen sollst, widerwärtige Hexe.«, schrie er sie an.

Dann ging er zum Fenster.

Bina beobachtete ihn.

Sein Gesicht hellte sich auf. Dann kam er auf sie zu, zog sie unsanft am Arm hoch und schleuderte sie zum Fenster.

»Sieh' nur, Hexe. Wenn du nicht endlich schweigst, dann darfst du den beiden Taugenichtsen dort draussen auch gerne Gesellschaft leisten.«, meinte Talier zu ihr und grinste sie an.

Bina sah hinaus und erschrak. Es waren nicht die Wolken, die sich vor die Sonne geschoben hatten. Nein, es waren zahllos viele Umbrae Mortis, die inzwischen die gesamte Umgebung verdunkelten.
Bei den Leichen der Männer huschten immer wieder kleine Männer mit bleichen Gesichtern umher. Immer wieder griffen sie die beiden toten Körper an und verbissen sich in diese, nur um dann wieder von ihnen abzulassen.

Bina schrie entsetzt auf. Diese Kreaturen verschwanden im Schwarz der Schatten und tauchten aus diesen auch immer wieder willkürlich auf.
Bina bot sich ein unwirklicher und grausiger Anblick.
Schon bald rechnete sie damit, dass die Schatten in das Haus kamen.
Erst vor Stunden hatte sie das bereits erlebt.

Dann wurde sie erneut unsanft am Arm gepackt und wieder in die Ecke auf den Boden geworfen.

»So, ich hoffe, du begreifst endlich, dass wir es ernst meinen, Hexe. Noch ein Wort, und du wirst das Haus verlassen. Ist das klar?!«

Bina weinte nur und nickte einmal. Diesen furchterregenden Kreaturen wollte sie auf keinen Fall überlassen werden.

Der Tag neigte sich seinem Ende.

Entgegen Binas Befürchtungen war keiner der Schatten in das Haus gelangt. Dennoch verharrten sie in grosser Anzahl vor dem Haus.
Am Abend lösten sich die fünf ambalosischen Agenten einfach in Luft auf.
Offenbar kostete es sie eine Menge Energie, diese Form der Projektion aufrecht zu erhalten.

Bina hatte erfahren, dass sie aus dem Erdäum Kavitz kamen und diese Ogun offenbar so eine Art Anführerin dieser Männer war.

Ansonsten verbrachte sie ihre Zeit mit Untätigkeit.
Die Xyrale warteten beharrlich auf die Rückkehr von Binas Jan.
Doch wann Jan wiederkommen würde, das war ihnen völlig egal, wie es ihr schien.
Ihr Auftrag war es offenbar, einfach nur zu warten, wie lange es auch dauern würde.
Offenbar war Jan für diese Ogun wertvoll, und sie spielte mit dieser Aktion auf Sicherheit.
Doch woher hatte sie von Jans Reise und von Bina erfahren?

Es folgte eine lange Nacht.
Bina hatte Hunger und Durst.
Naham war zwar aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, nahm aber kaum Notiz von dem, was um ihn herum geschah. Offenbar war er schwerer verletzt, als Bina es bisher angenommen hatte.
Aus einem Gespräch zwischen Lorgam und Talier hatte sie gehört, dass die ambalosischen Agenten am Morgen wiederkommen würden. Auch nahmen beide an, dass Ogun dann mit dabei sein würde.
Die beiden Xyralen machten ihre Witze über Ogun.
Sie hatte offenbar mehr Entscheidungsgewalt, als die beiden Xyrale, wurde aber offenbar nicht wirklich von ihnen respektiert. Sie war die Anführerin des ambalosischen Geheimdienstes, hatte aber nur bedingt etwas mit den feindlichen Xyralen zu tun.
Für Bina war das alles ziemlich verwirrend.
Seit sie sich in Jan verliebt hatte, war nichts mehr so, wie es früher war.
Sie war ständig in Gefahr und sah sich Mächten ausgesetzt, die sie nicht verstand.
Aber wie gefährlich diese ganzen Erlebnisse auch gewesen sein mochten, Bina spürte tief in sich, eine seltsame Vertrautheit mit dem Xyralum und dem universellen Konstrukt.
Sie konnte sich das nicht richtig erklären. Aber sie war offenbar das, was man im Allgemeinen eine Hexe nannte. Nicht ohne Grund sahen viele Kulturen eine Wächterin zwischen den Welten in ihr.

Kurz bevor die Morgendämmerung einsetzte, erschien im Wohnraum plötzlich eine seltsame, leuchtende Kugel. Sie war plötzlich einfach da und schwebte bewegungslos in der Luft.

Die Xyrale konnten mit dieser Kugel zunächst nichts anfangen.
Sie kannten dieses Phänomen offenbar nicht.

»Hexe, was ist das für eine Magie? Bist du für dieses Ding verantwortlich?«, fragte Talier sie. Seine Stimme klang ein wenig nervös.

Bina schüttelte nur mit dem Kopf. Sie war müde. Jeder ihrer Knochen, er schien zu schmerzen. Das Sitzen auf dem harten Boden bekam ihr nicht.

»Los, antworte mir! Kennst du dieses Leuchtding?«, herrschte Talier sie weiter an.

Von seiner Neugier angetrieben versuchte Lorgam inzwischen, die Kugel mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand zu berühren. Ganz vorsichtig und behutsam.

»Nein, ich weiss nicht was du willst, was es will und was das Ding ist. Hoffentlich bringt das Licht euch Unglück, ihr gefühllosen Bestien. Reicht dir das?!«, antwortete Bina wütend.

Doch inzwischen lag ihre Aufmerksamkeit ebenfalls ganz bei dieser leuchtenden Kugel. Wenn diese beiden Xyrale es nicht kannten, sie es ebenso nicht kannte, woher kam diese Kugel dann? In Bina keimte ein wenig die Hoffnung, dass diese Kugel vielleicht ein gutes Omen war.

»Lorgam, fasse das Ding lieber nicht an.«, meinte Talier.

»Das ist überhaupt nicht so einfach...«, erwiderte Lorgam ein wenig abwesend. Er staunte gerade darüber, das die Kugel immer just in dem Augenblick ein wenig zur Seite huschte, wenn er sie gerade mit dem Finger berühren wollte.

»Ein seltsames Ding ist das. Wir sollten vorsichtig sein. Die Hexe lügt uns bestimmt an. Diesem garstigen Hexenpack, dem kann man nicht trauen.«

»Ja, vielleicht sollte wir es einfach vor die Tür setzen. Unsere finsteren Freunde spielen gerne mit Energien dieser Art.«, knurrte Lorgam, dem es einfach nicht gelingen wollte, die leuchtende Erscheinung zu berühren.

»Du wirst das Xyralum nicht für so einen Unfug einsetzen. Es sind zu viele von diesen Biestern dort draussen. Sie sind jetzt schon reichlich schwer zu kontrollieren. Wir müssen bis zum Sonnenaufgang warten und die blöden Kavitzer das machen lassen. Die Ambalosis werden schon wissen, wie sie mit dem Ding umgehen sollen.«

Talier sah besorgt aus dem Fenster.

»Du hast vielleicht recht. Ich habe auch keine Lust, als Futter für die Umbrae Mortis zu enden.«, gab Lorgam zurück und liess von der leuchtenden Kugel ab.

Diese schwebte weiter völlig unbeeindruckt etwa einen Meter hoch in der Luft.
Der unwissende Jan schlief gefesselt auf seinem Stuhl.
Gegen Mitternacht wollte er austreten, was ihm die Xyrale jedoch verweigert hatten.
Sie wollten kein Risiko eingehen.
Danach hatte er sich einfach auf seinem Stuhl eingenässt und war wieder eingeschlafen.
Der Geruch war inzwischen kaum mehr erträglich, schien aber nur Bina zu stören.
Es war schon erstaunlich, wie sehr sich die beiden Jans unterschieden.
Der unwissende Jan war ein abstossender, recht primitiver Zeitgenosse, der mit ihrem geliebten Jan nichts gemeinsam hatte. Bina empfand nichts für diesen widerlichen Kerl, obwohl er genauso aussah, wie der Mann ihres Herzens. Es war verwirrend und faszinierend zugleich.

In der Zwischenzeit war Naham wieder ohne Bewusstsein. Er sass, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf dem Boden und hatte seinen Kopf auf die Brust gesenkt.
Bina fühlte sich unendlich alleine. Sie hatte Angst und empfand für die beiden Xyralen Verachtung.

Diese merkwürdige Licht, es war einfach nur da und tat nichts.
Was für einen Sinn hatte das alles nur?

Bina stöhnte leise. Der Schmerz ihrer Knochen war kaum mehr zum Aushalten. Sie hoffte nur, dass dieser Albtraum bald ein Ende finden würde.

Als das erste Licht der Sonne am Horizont zu erkennen war, da bewegte sich die Kugel plötzlich.

Die beiden Xyrale schreckten hoch.

Sie war etwas in die Höhe gestiegen und begann intensiver zu leuchten.

»Was geschieht hier?«, fragte Lorgam in den Raum hinein.
Doch die seltsame Kugel wurde immer heller und heller und leuchtete inzwischen das ganze Haus aus. Bina spürte plötzlich den starken Drang in sich, das Haus zu verlassen. Sie konnte es sich nicht erklären.
Doch auch die beiden Xyrale schienen diesen Drang zu verspüren, da sie sich langsam in Richtung Tür bewegten.
Bina versuchte gegen diesen Dran anzukämpfen, doch je mehr sie sich bemühte, desto stärker wurde er.
So schien es auch den Xyralen zu ergehen, da ihnen die Anstrengung deutlich in die Gesichter geschrieben stand.
Sie hatten inzwischen sogar bereits die Tür geöffnet.
Naham und der unwissende Jan bekamen von dem ganzen Vorfall nichts mit.
Beide waren ohne Bewusstsein.
Bina folgte den beiden feindlichen Xyralen und der leuchtenden Kugel hinaus, ins Freie.

Dort wurden sie bereits von den Umbrae Mortis und einem halben Dutzend hässlichen Hundewürgern erwartet. Die Xyrale hatten sie nicht mehr unter Kontrolle.
So fielen die Schatten unverzüglich über die beiden Männer her und saugten ihnen das gesamte Xyralum aus ihren Körpern. Doch die Männer schrien nicht einmal und klagten nicht, sondern lachten nur laut, als wären sie nicht mehr bei Sinnen.
Doch auch Bina war dem Einfluss der Kugel völlig ausgeliefert. Nur der Umstand, dass sie kein Xyral war, schien ihr Leben zu retten. Zwar näherten sich die Umbrae Mortis ihr immer wieder. Aber sie liessen sie weitgehenst in Ruhe.

Die Hundewürger jedoch, obwohl sie durch die beiden Leichen am Baum bereits beschäftigt waren, schienen langsam Interesse an ihr zu bekommen.
Auch wenn sie Bina nicht angreifen sollten, so würde bereits ein kleiner Biss zu einer Blutvergiftung führen. Fast alle derartigen Vergiftungen führten zu einem langsamen und qualvollen Tod. Bei jenen Opfern, die den Esgana Cãos für einen Angriff zu gross waren, hatte sich daher diese perfide Methode der Jagd bereits immer wieder bewährt.
Die Hundewürger warteten dann einfach ab. Waren die armen Opfer schliesslich, krank, schwach und hilflos, nährten sie sich an ihren noch lebenden Körpern.
So ein schreckliches Schicksal deutete sich nun auch für Bina an.

Die inzwischen bewusstlosen Xyrale hingegen, die würde voraussichtlich in wenigen Augenblicken ein weniger qualvoller Tod ereilen.

Bina war in Todesangst. Diese grässlichen Kreaturen kamen immer näher.
Sie konnte sich nicht gegen den Einfluss der hellen Kugel wehren und kniete inzwischen auf dem Boden. Regungslos und unfähig sich zu bewegen starrte sie die Hundewürger mit ihren weit geöffneten Augen an.
Diese gierigen Teufel näherten sich beständig und stiessen dabei lallende Laute aus.
Deren Sinn verstand Bina nicht und ob sie einen Sinn ergaben, war nicht zu erahnen.
Tränen der Verzweiflung und der Anstrengung liefen ihr durch das Gesicht.
Ihr Atem ging stossweise, und in ihrer Brust hämmerte ihr Herz, dass es sie fast schmerzte.

Inzwischen waren die beiden Xyrale von den Umbrae Mortis getötet worden. Die Schatten liessen die leblosen Körper einfach achtlos auf dem Boden liegen und entfernten sich. Sie hatten bekommen, was sie wollten und sich an dem Xyralum genährt.

Auf einmal waren es die Esgana Cãos, die plötzlich Interesse an den beiden frischen Leichen zeigten. Sie wandten sich von Bina ab und fielen über die beiden getöteten Xyrale her. Sie rissen bei ihnen zuerst die weichen Fleischteile heraus und schluckten diese gierig herunter. Dabei sahen sie ein wenig wie langhalsige Wasservögel aus, die gierig kleine Fische herunter würgten. Dieser penetrant saure Geruch, der diese Ungeheuer umgab, er liess Bina würgen. Ihr war völlig klar, dass die beiden toten Xyrale für sie nur einen zeitlichen Aufschub bedeuteten, sollte es ihr nicht gelingen, wieder in das Haus zu gelangen.
Doch der Einfluss der hellen Kugel in der Luft, er liess einfach nicht nach. Es war einfach zum Verzweifeln. Der Anblick der fressenden Hundewürger, er war unerträglich. Bina spürte in sich das Verlangen, endlich ohnmächtig zu werden. Sie wollte nicht miterleben, wie diese Kreaturen sie bei lebendigem Leib auffrassen.

Doch was war das? Sie hörte die schwache Stimme von Jan aus dem Haus.

»Bina? Bina, wo bist du?«

Bina war sofort wieder hellwach.

»Jan, hier bin ich! Hier draussen! Schnell, hilf mir, diese Monster werden gleich über mich her fallen!«, antwortete Bina.

War das möglich?
War ihr geliebter Jan zurück gekehrt?

Wenn dem so war, so wusste sie Jan in großer Gefahr. Überall waren Feinde und trachteten ihm nach dem Leben. Die ambalosischen Agenten konnten jeden Augenblick wieder im Haus auftauchen. Zudem war es wahrscheinlich, das mit ihnen sogar diese ominöse Ogun erscheinen würde. Hier draussen waren Hundewürger und gierige Schatten. Es war definitiv nicht der beste Zeitpunkt für eine Heimkehr.

Dann hörte Bina ein lautes Krachen im Haus.

Jan war offenbar mit dem Stuhl umgekippt und hatte seine Beine aus der Fessel gelöst. Bald schon würde er sich von dem Stuhl und den restlichen Fesseln befreit haben. Jedenfalls hoffte die bemitleidenswerte Bina das, da diese blutrünstigen Kreaturen inzwischen ihre Aufmerksamkeit wieder ganz auf sie gerichtet hatten.

»Bina, halte aus. Ich bin gleich bei dir!«, rief ihr Jan zu.

Ein erneutes Krachen verriet ihr, dass er den alten Stuhl offenbar zertrümmert hatte.

»Schnell, Jan, sie kommen!«, schrie Bina verzweifelt.

Es waren nur noch wenige Meter, die sie von den Esgana Cãos trennte.
Diese blassen Gestalten waren völlig mit dem Blut der Toten beschmiert.
In Binas Gesicht stand das blanke Entsetzen geschrieben, als sie die extrem spitzen Zahnreihen der Hundewürger sah.

Dann stand plötzlich Jan in der Tür und sah die helle Kugel.

Sofort liess bei Bina der innere Zwang, vor dem Haus zu verharren, nach.
Offensichtlich nahm Jan Einfluss auf die Wirkung dieser Kugel. Ohne auch nur einen weiteren Augenblick zu zögern, rannte Bina zum Haus und zu ihrem Jan, um den Hundewürgern zu entkommen.

Jan schloss die Tür hinter ihr und nahm sie in seine Arme.

»Wo warst du nur, Jan? Wo warst du nur so lange?«, schluchzte sie und weinte.

Ihr geliebter Jan war zurück gekehrt. Sie spürte deutlich seine Präsenz und seine Liebe. Es war ein seltsames Gefühl, in die Arme jenen Mannes zu fallen, den man noch kurz zuvor so sehr gehasst hatte. Doch es war wirklich ihr Jan. Ihr Jan war wieder zurück gekehrt und hatte den unwissenden Jan verdrängt.

»Jetzt bin ich ja wieder da, Bina. Ich konnte doch nicht wissen, dass sie hier nach mir suchen würden.«, meinte Jan und streichelte ihr liebevoll über das Haar.

Er beobachtete, wie das Licht der Hoffnung durch die Tür schwebte, als wäre diese überhaupt nicht vorhanden. Die Esgana Cãos begnügten sich offenbar wieder mit den Leichen vor dem Haus.

»Wir müssen fliehen, Jan. Diese ambalosischen Agenten können jeden Augenblick hier erscheinen. Ich weiss nicht, wie gefährlich sie dir werden können. Sie suchen dich und haben es auf dich abgesehen.«, sagte Bina und drückte Jan sanft von sich.

»Was ist mit dem jungen Kerl dort?«, wollte Jan wissen und deutete auf Naham, der noch immer bewusstlos auf dem Boden lag.

»Das ist einer der Jungs aus dem Dorf. De beiden anderen sind jene, deren Überreste draußen an den Bäumen hängen. Sie haben mich vor dem unwissenden Jan gerettet, als dieser seine Gier bei mir zu befriedigen versuchte.«

»Er ist verletzt. Wir müssen ihm helfen. In das Dorf werden wir ihn jedoch nicht bringen können. Er wird den Bewohnern dort erzählen, was sich hier zugetragen hat. Dann werden sie uns ebenfalls jagen. Sie werden uns für Dämonen halten.«

»Doch wo sollen wir nur hin? Entweder es sind diese Schatten, die ambalosischen Agenten, die feindlichen Xyrale oder die verängstigten Menschen, alle werden sie uns jagen. Dabei verstehe ich nicht einmal richtig, warum und weswegen sie uns hassen.«

Bina war verzweifelt. Sie war völlig fertig und fühlte sich vollkommen ausgelaugt.

»Daher werden wir nicht fliehen. Ich habe nicht vor, ihnen diesen Brückenkopf in Lapilla zu überlassen. Wir werden unseren Feinden entgegentreten, und wir werden es hier im Erdäum Lapilla in deinem Haus tun, Bina. Wir werden sie mit Hilfe des Lichts der Hoffnung und mit deiner Kraft in die Flucht schlagen. Ich darf das Xyralum nicht einsetzen. Würde ich es einsetzen, so kämen die Umbrae Mortis rasch wieder zurück und mit ihnen viele weitere Hundewürger. Das sie diese Esgana Cãos überhaupt mit sich führen, das ist erschreckend. Seit Ewigkeiten wurden diese Hundewürger in den mir bekannten Erdäen nicht mehr gesehen. Sie sind mit Sicherheit ein Werk der Xyrale der Förderation. Nur so kann ich mir ihre Anwesenheit erklären.«, erklärte Jan, als er sich Naham gerade etwas genauer ansah.

»Jan, schau, da sind sie!«, rief Bina ihm entsetzt zu. Jan sah auf und erkannte, wie fünf Gestalten mitten im Raum langsam Gestalt annahmen.

»Bina, finde einen geistigen Weg zu diesen Agenten. Du kannst das. Ich weiss, dass du es kannst, da du die Gabe für so etwas hast. Du musst nur an dich glauben. Finde einen Weg zu ihnen. Dann bekämpfe und vernichte jeden Gedanken an sie. Das Licht der Hoffnung wird dir beistehen und sie glauben lassen, Lapilla wäre auf wundersame Weise verschwunden.«, rief Jan Bina zu und wies auf die leuchtende Kugel, die wieder etwa einen Meter in der Luft schwebte.

»Das kann aber nur funktionieren, wenn du jeglichen Gedanken an sie vernichtest. Naham ist ohne Bewusstsein. Er wird für sie nicht wahrnehmbar sein. Sie werden nach einen Bezug suchen, um Lapilla zu finden. Du darfst ihnen keinen Halt geben.«

Jan konnte sehen, wie sich Bina konzentrierte. Sie war extrem angespannt. Die fünf Gestalten hatten erkennbar Schwierigkeiten, sich zu materialisieren.
Das Licht der Hoffnung begann jedoch plötzlich zu flackern.
Offenbar war seine Energie fast erschöpft.
Das Haus der Vernunft hatte dieses Licht der Hoffnung offenbar zum Schutz an seine Seite gestellt. Die Feindseligkeit bei seiner Rückkehr im Erdäum Lapilla, sie war jedoch nicht zu unterschätzen.
Offenbar war Ogun tatsächlich bei diesen Agenten und brachte mit ihrer Macht, das Licht der Hoffnung zum Wanken.
Jan wollte helfen. Doch er konnte das Xyralum nicht einsetzen, ohne damit seine Mission in Gefahr zu bringen. Es war das letzte Mittel, das er einsetzen würde.

Bina war inzwischen auf ihre Knie gesunken. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
An ihren Schläfen traten kleine Adern hervor. So gross war die Anstrengung. Doch ihre Mühe zahlte sich offenbar aus. Die Konturen der fünf Gestalten wurden immer undeutlicher. Sie schafften es nicht, sich zu materialisieren. Es war nur noch eine Frage von Augenblicken, bis die fünf ambalosischen Agenten an dem Erdäum Lapilla vorbei gezogen waren. In dem Nebel der Erdäen würden sie es nicht so schnell wiederfinden können. Da war sich Jan ziemlich sicher. Immerhin hatte er eine weite Reise im Nebel der Erdäen frisch hinter sich und wusste, wie schwierig es dort war, zu navigieren. Auch war er ein erfahrener Xyral und die Kavitzer nur eine hoch entwickelte Kultur.

Jan hielt eine Sekunde inne. Was war das?

Es war eine Spur Hochmut in seinen Gedanken, den er nie zuvor bemerkt hatte. Hatte das neu erworbene Wissen bereits damit begonnen, ihn moralisch zu verderben?

Inzwischen waren die Gestalten verschwunden.

Bina fiel nach vorne auf den Boden. Sie war völlig entkräftet.

Jan hob sie auf und trug zu ihrem Bett, um sie dort sanft abzulegen. Er war in Sorge um sie. Es war alles sehr viel für sie gewesen. Er reichte ihr einen Becher mit Wasser und half ihr beim Trinken.

»Ich werde dir alles erklären. Doch wir müssen erst einmal hier ein wenig zur Ruhe finden. Du solltest etwas schlafen, Bina. Ich werde mich um alles kümmern. Vertraue mir. «, flüsterte er ihr zu und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
Doch sie hatte ihn schon nicht mehr gehört. Bina war eingeschlafen.

Jan ging an das Fenster und sah hinaus.
Es war dort nur noch ein Hundewürger zu sehen.
Jan wusste nur zu gut, dass sie sich nie zu weit von den Umbrae Mortis entfernten.
Da die Schatten inzwischen weg waren, folgten ihnen nun auch die Hundewürger.
Sie waren von einander abhängig.

Jan wandte sich nun dem verletzten Naham zu. Er hatte sich offenbar eine Rippe gebrochen und hatte viele Prellungen aus dem Kampf davon getragen.
Die jungen Leute steckten heute kaum mehr etwas weg, so dachte sich Jan und legte Naham bequem auf den Boden und deckte ihn zu.
Nach einigen Stunden Schlaf würden Bina und er wieder auf den Beinen sein.
Das war auch wichtig. Denn es gab viel zu tun.

Autor: © Alexander Rossa 2019

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Mein Name ist Alexander Rossa. Ich bin ein 53 Jahre alter Künstler, seit vielen Jahren glücklich verheiratet und habe bereits erwachsene Kinder. Gefühlten Ewigkeiten schon, schreibe ich Bücher und Kurzprosa. Neben Phantastik und Fantasy,  widme ich mich auch den Themen der Hermetik, Philosophie und Sozialwissenschaften. Zudem bin ich beruflich im digitalen Marketing tätig.
 
Eine ausgeprägte Fähigkeit zur Empathie und eine extrem hohe Sensibilität sind das Fundament all meiner Kreativität. Ich habe ein recht bewegtes Leben mit viel Tragik und Enttäuschungen hinter mir, ein schmerzlicher Umstand, den man in meinen Arbeiten an vielen Stellen wiederfinden wird. Diese Arbeiten sollen Menschen mit ähnlichen Erlebnissen versichern, dass sie nicht alleine in der Welt mit solchen Erfahrungen stehen... 
 

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Arbeiten mit Phantasie und Gefühl...

Mein Ziel ist es, möglichst vielen Menschen das Lesen meiner Philosophie, Geschichten und Abenteuer in den verrücktesten Fantasywelten, in der faszinierenden Phantastik und Gedankensphären auf Gratis Ebooks Yberseh zu ermöglichen. Sie sollen auch für all jenen Menschen zugänglich sein, die sich feine Literatur finanziell eventuell nicht so leisten können oder sich in die Genre Fantasy, Phantasik und Philosophie nur ein wenig einschnuppern wollen. Ebenso soll man meine Arbeiten auch im Zug, in der Strassenbahn, im Bus, im Wohnzimmer oder Restaurant, also wirklich überall lesen können. Daher wird es auf Yberseh.de immer gratis Ebooks, Emotionales, Geistreiches und phantastischen Lesestoff von mir geben. Das Layout, es wird dabei stets eher puristischer Natur sein. Guter Lesestoff ohne viel Schnickschnack.

Sollten sich Verlage für eine seriöse Zusammenarbeit und einen richtigen Autorenaufbau meiner Person interessieren, wäre ich über eine faire Offerte natürlich erfreut. Auch Spenden sind stets willkommen, da ich mit diesem Projekt keinerlei Geld verdiene. Ich habe inzwischen sehr, sehr viele Texte in den Bereichen Philosophie, Fantasy, Phantastik und Hermetik. Schaut euch doch einfach einmal in der unglaublich reichhaltigen Auswahl um und erzählt euren Freunden davon. Ich würde mich sehr freuen...

Haben euch meine Arbeiten gefallen, erzählt bitte anderen Menschen davon oder verlinkt diese Seite im Internet. Die Downloads und Eurer Feedback, sie sind mein Lohn und meine Motivation für das Weiterschreiben.

Weitere Bücher von mir findet ihr im gut sortierten Buchhandel, wie z.B. mein Erstlingswerk Die Narrenfibel (Hermetik) , Der E-Komplex (Emotionale Intelligenz), Nornenauge (Hermetik) und Gespensterleben (paranormale Phänomene).

»Ich liebe es, wenn die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verschwimmen...«

Yberseh bisher gelesen...

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897405

Dunkeltrotz - zum Ebook...

Dunkeltrotz E-Book über ein bizarres HexenlebenViele Menschen glauben an Hexen. Ich weiß, dass es sie gibt. Hexen sind ganz besondere Menschen, die man schon seit Ewigkeiten als Hagzissa, Hagazussa oder Hexe kennt und denen man magische Fähigkeiten zusagte. Sie sollten mit dem Teufel im Bunde gestanden haben oder sogar die Dämonenwächter zur Zwischenwelt gewesen sein. Nun, ich konnte eine dieser faszinierenden Frauen kennenlernen, die einfach nur eine völlig andere Art zu leben und zu denken haben. Viele ihrer Geschichten habe ich für euch in diesem kostenlosen Ebook aufgeschrieben. Viele Leser meinen, es wäre aus meiner reinsten Phantasie entstanden, doch überzeuge Dich doch einfach selbst. | will ich sehen >>

 

David und die Freiheit - zum Ebook...

David und die Freiheit kostenlose NovelleDavid leidet unter dem neuzeitlichen und lauten Alltag der Menschen. Er versucht sein Leiden zu schmälern, indem er aufbricht, seine wahre Freiheit zu finden. Dabei taucht er in eine bizarre Welt aus Naturresten, seltsamen Menschen und phantastischen Kreaturen. David und die Freiheit ist ein philosophisch-phantastisches Ebook-Werk für Menschen, die gerne über das Leben nachdenken. Zudem ist es vollkommen kostenlos. | will ich sehen >>

Wundervolle Nasha - zum Ebook...

Ebook Novelle Wundervolle Nasha kostenloser Download

Das Leben ist voller Wunder und phantastischer Kreaturen. Wir haben nur verlernt sie zu erkenne, sie zu beachten und an sie zu glauben. Wir haben dafür gelernt, sie zu ignorieren. Dieses kostenlose Ebook ist eine Sammlung tatsächlich erlebter Wunder und Begebenheiten, die wohl nur achtsame Menschen überhaupt erkennen und beachten würden.

Signale der Liebe aus einer anderen Welt, so unfassbar ist der Gedanke an eine Seelenverwandtschaft über die Grenzen von Zeit und Raum hinweg, und doch gibt es sie. Wir sind nicht alleine, niemals und nirgendwo sind wir alleine, und doch ist jene Seite unserer Welt voller Frieden und Hingabe. | will ich sehen >>

 

Album des Windes (Kurzgeschichten)

 

Phantastisches Album des Windes - Geschichten, Geistreiches und Gedichte von Alexander Rossa für den spannenden und phantastischen Leseabend

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