Fantasy Phantastik Ebooks Yberseh

Ein Tag. (2)

»Glück nur in grossen Dosen.«

 

Ich erinnere mich.
Der Tag hatte heute mit einem Einheitsgrau begonnen.
Ein typischer Herbsttag liegt hinter mir.
Von früh bis spät habe ich mich nur im Auftrag anderer Menschen abgehetzt. Dabei habe ich kaum Zeit gefunden, um etwas zu essen oder einen Schluck zu trinken.
Andere Menschen planen wenigstens die Mittagszeit für sich ein.
Ich kann das nicht, habe dafür einfach keine Zeit. Selbst für die Toilette finde ich nur selten einen freien Augenblick.
Das ist falsch und nicht gut für die Gesundheit.
Doch die Ziele anderer, sie gehen vor.
So ist das eben.
Man hat kaum eine andere Wahl.
Erst einmal an so einen Ablauf gewöhnt, verliert man mit der Zeit auch allmählich die Motivation für eine Änderung.
Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.
Möchte ich wirklich spürbar etwas ändern, dann würde es nicht helfen, einfach die Arbeit A, durch die Arbeit B zu ersetzen.
Es müsste eine weitreichende und wirklich sehr grundlegende Änderung des Lebenskonzeptes sein.
Ich müsste alles umwerfen und mutig neue Wege betreten. Zudem müssten diese Wege leisten, mich am Leben zu erhalten.
Wie schon erwähnt, der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.                  

Ich möchte so gerne viel mehr Sinnvolles tun.
Doch ich bin müde.
Entweder ich habe mir den ganzen Tag die Schreierei der Menschen im Büro anhören müssen, oder das Gezanke und Getöse der Leute vor dem Haus und auf der Straße.
Die Menschen heute, sie sind ziemlich grob im gegenseitigen Umgang.
Dabei könnte doch alles viel netter und angenehmer gestaltet werden. Ich bin mir sicher, das könnte es ganz leicht.
Nur müssten es die Menschen wollen.
Doch blickt man zurück, einfach ein wenig in Richtung Vergangenheit, dann erkennt man den Weg, der zu diesem seltsamen Verhalten geführt hat. Ja, eigentlich ist es ein Pfad des Leidens, umsäumt von zahllosen Botschaften und Regeln.
Dieser unschöne und Kräfte zehrende Umgang mit unseren Artgenossen, er ist das unschöne Ergebnis, einer über Generationen weiter gereichten Erziehung. Sie ist eine Lehre zu gegenseitigem Misstrauen, Missgunst und Missachtung.
Nur die Zielerreichung zählt.
Jeder ist sich selbst der Nächste. Ellenbogen sind gefordert.
Es ist da nicht sonderlich verwunderlich, dass wir unser Leben immer öfter, als ziemlich hart und kühl empfinden.
Bei den letzten Naturvölkern dieser Erde, da ist das nicht der Fall.
Dort muss man ganz gewiss auch gegen allerlei Entbehrungen kämpfen.
Doch das Miteinander in Familie und Gesellschaft, das klappt dort einfach besser und ist deutlich harmonischer.
Dort wird es als eine Ehre empfunden, die Alten der Familie im Haus, um sich zu haben.
Ihre Lebenserfahrungen sind dort noch etwas wert.
Man stützt und hilft sich gegenseitig.
Bei diesen Völkern bedeutet gegenseitiger Respekt, Mitgefühl und familiärer Teamgeist noch etwas.

Gerade auch bei meiner Nachbarin würde ich ein stärkeres Wir-Denken sehr befürworten.
Ich achte sehr darauf, ihr mindestens einmal am Tag zu begegnen.
Der Gedanke an eine mögliche Begegnung, er lässt mich schon beim Frühstück am Morgen ganz unruhig werden.
Sie heißt Maike.
Ihre blauen Augen sind wundervoll.
Sie lassen ihr puppenartig geformtes Gesicht, wie ein wunderschönes Kunstwerk erscheinen, das von feinem schwarzen Haar umrahmt ist.
Doch sie beachtet mich kaum.
Ich bin auch wohl eher unscheinbar und ruhig, ein völlig unauffälliger und schüchterner Typ.
Dennoch ist dieses Treffen ein tägliches Highlight für mich.
Es ist ein Ereignis, von dem ich den Rest des Tages zehre.
Ja, das ist doch fast schon klassisch. Es ist wieder einmal die Nachbarin. Ich hasse mich selbst dafür.
Maike denkt wahrscheinlich nicht einmal an mich. So unwichtig bin ich.
Sie möchte hier wahrscheinlich einfach nur zur Miete leben.
Sicher träumt sie nicht davon, durch einen Mister Unsichtbar, so wie ich es bin, angemacht werden.
Daher halte ich auch besser meinen Mund, wenn wir uns begegnen.
Eigentlich ist mein Mund nahezu immer geschlossen, auch wenn ich anderen Menschen begegne.
Ich hasse oberflächliches Gerede und bedeutungslosen Smalltalk.
Meiner Ansicht nach, ist das alles nur reinste Zeitverschwendung.
Nur seltenst verbirgt sich hinter diesem gegenseitigen Austausch von zumeist einfachen Worten, ein wirkliches Interesse.
Man hört sich gegenseitig überhaupt nicht wirklich zu. Würde man direkt nach dem Gespräch aufschreiben, was dort gesprochen wurde, täte man sich kaum mehr, an die gesamten Inhalte erinnern. Man überhört fast alles. Mit sich selbst in man beschäftigt.
Man plant seine Meinung durchzubringen und ist eigentlich nur darauf fixiert. Sicher kann man trainieren, aktiv zuzuhören.
Ich meine damit, sich an Einzelheiten wirklich zu erinnern.
Doch wer nimmt sich dafür schon die Zeit?
Wir Menschen, wir sind uns gegenseitig doch nicht wirklich wichtig.
Meistens wird das zwar anders gesehen, aber dennoch hören wir uns nicht richtig zu.

Der junge Mann aus dem dritten Stockwerk, er ist dazu ein gutes Beispiel.
Der Kerl fragt mich bestimmt mindestens einmal in der Woche danach, wie es meiner Frau und den Kindern so geht.
Eigentlich lebe ich alleine und habe keine Kinder.
Ich habe ihm das immer wieder und wieder erzählt.
Doch fragt er mich bei fast jeder unserer Begegnungen erneut, nur um dann meinem Seufzen und meiner knappen Aufklärung zu entgegnen: »Ja, richtig, das hatten Sie mir ja erzählt.«

Was mag wohl in seinem Kopf alles umher schwirren?
Bestimmt beschäftigt er sich mit vielen extrem wichtigen Dingen, bei denen diese Frage nur, als eine unwichtige Routine abgespielt wird, wie ein Makro sozusagen.
Er generiert die Frage wahrscheinlich immer wieder, nur um mir sein freundliches Interesse zu versichern.
Wohl hat er damit das feste Bestreben, für eine harmonische Stimmung zu sorgen.
Inzwischen reagiere ich auf seine Frage extrem gereizt.
Dabei weiß ich, dass ich damit in Gefahr gerate, als unfreundlicher Freak und alter Sonderling in unserem Haus gebrandmarkt zu werden.
Inzwischen versaut mir der Typ mit seiner ewigen Fragerei den halben Tag. Er könnte mir dann doch auch gleich sagen: »Du bist mir völlig egal, du blöder Nerd.« Die Botschaft wäre wohl für mich die gleiche.
Heute hat er das auch wieder getan.
Er hat mich wieder gefragt. Ich ärgere mich nun darüber.
Meine Tiefkühlpizza hat mir eben nicht geschmeckt, das blöde Dosenbier dazu, es war mir zu warm, und dann muss ich mich jetzt über diesen stupiden Ignoranten ärgern.
 
Eigentlich könnte der Typ mir auch völlig egal sein.
Doch diese immer wiederkehrende Fragerei, sie geht mir auf die Nerven. Ich sollte ihn vielleicht Ignor nennen.
Der Idiot meint sicher ganz überzeugt, er wäre unglaublich wichtig.
Bestimmt sieht er sich selbst, als elitären Supermanager, der umgeben von dümmlichen Soziopathen leben muss.
Mister Wichtig und Mister Schlaffsack treffen sich im Fahrstuhl.
Das ist wirklich ganz toll. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.   
Wenn Maike mit uns im Fahrstuhl stehen würde, er wieder seine blöde Frage stellen würde, dann täte ich ihm wohl seinen Hals umdrehen.
Es müsste dann aber ganz, ganz schnell gehen. Keine Worte dürften sich in seinem Mund mehr bilden und ihm entfliehen können.
Genau das meine ich doch.
Überall wächst nur noch Misstrauen, Missgunst und Missachtung um uns herum. Ich bin davon nicht ausgenommen.
Oft bin ich sehr schlecht gelaunt.
Dieser Alltag, das Leben in diesen langweiligen Wohnwaben und die Oberflächlichkeit der Menschen, sie hält dieses permanent schwelende Feuer der Wut in mir am Leben.                                       

Jeden Tag erwache ich. Eigentlich eine klare Sache.  
Oft ist es aber nur noch nicht Morgen, sondern es ist mitten in der Nacht.
Ich kann dann nicht mehr einschlafen.
In den letzten Jahren schlafe ich zunehmend unruhiger.
Es sind so viele Dinge, die meine Aufmerksamkeit erfordern.
Nicht nur aufreibende Sorgen sind es, ganz gewiss nicht.
Doch es sind Eindrücke und Erlebnisse, die ich einfach fertig denken muss.
Es ist ein innerer Zwang da, viele Erlebnisse geistig abschließen zu wollen.
Ich habe am Tag dafür einfach zu wenig Zeit.
In der Nacht, da ist es endlich ruhig.
Denke ich diese Dinge nicht fertig und beende deren Verarbeitung in meinem Kopf und in meinem Herzen nicht anständig, dann schwimmen sie wie volle Müllbeutel in meinem Unterbewusstsein herum.
Sie tauchen immer wieder auf und stinken, vor allem zumeist dann, wenn man sie gerade nicht erwartet und brauchen kann.
Die Luft ist in der Nacht viel besser, als der stickige Mief des Tages.
Die Dunkelheit schmeichelt meinen Augen. Sie mögen keine Helligkeit.
Ich mag kein strahlendes Licht. Am Tag sind es einfach zu viele Reize, die mich umgeben. Sie lassen mir keine Ruhe.
Es ist mir alles zu bunt und viel zu grell, um Freude an so einer Umwelt haben zu können.
Das Leben bei Tageslicht, es liefert mir zu viele Inhalte. Zu deren gebührlichen Beachtung, da benötige ich viel mehr Zeit, als ich ihnen opfern kann und auch darf.
In der Nacht lassen mich die Menschen in Ruhe. Sie denken dann wohl, ich würde schlafen.
Viele Menschen schlafen in der Nacht nicht. Wenn ich in der Nacht aus dem Fenster sehe, dann bemerke ich ihre erleuchteten Fenster. Manchmal sehe ich den Schatten ihrer Köpfe, wie sie nachdenklich aus dem Fenster sehen. Sie scheinen so zu sein, wie ich es bin.  

Ich sollte wohl besser schlafen, kann es aber nicht.
Mein Verstand braucht diese Augenblicke des Friedens, auch wenn der Körper unter dem fehlenden Schlaf leidet.
Die Nacht ist für mich ein sinnlicher Genuss.
Meine Welt kann ich bei Nacht intensiver erleben.
Die Chance ist wesentlich größer, all jene wundersamen Teile der Welt zu entdecken, die am Tag im lauten Getöse und bei der wilden Treiberei des Alltags, untergehen würden.
Am Tag finde ich keinen Halt. Ich verliere mich am Tag hoffnungslos in dem Lärm und den Wirren des menschlichen Schauspiels.
Wie eine Maschine agiere ich. Gefühle sind ungewollte Irritationen. Die Zeit rast. Augenblicke werden vernichtet. Hoffnung wird verbrannt.  
So hetze ich wie ein Schauspieler von Rolle zu Rolle, zu dessen groteskem Spiel ich verdammt bin.
Will ich in diesem System überleben, dann füge ich mich. Ich beuge mich den Erwartungen, die an mich gestellt werden.
»Verantwortung übernehmen.«, so nennen sie das. Sie appellieren an mein Pflichtgefühl und erzeugen Druck.
Widerstand ist zwecklos.

Doch in all dieser verwirrenden Rastlosigkeit des täglichen Rollenspiels, da verliert mein Ich permanent und dramatisch an Kraft.
Mein Ich wird in den Hintergrund gedrängt und wird damit bedroht, sich fast völlig in ein Nichts aufzulösen.
So werde ich durch einen schäbigen und willenlosen Pappkameraden ersetzt, der meine Lebenszeit für das System einfach stupide ablebt.
Er bedroht mich und scheut nicht eine Sekunde davor zurück, mich vollkommen zu übernehmen.
Ich werde betrogen und kann mich kaum dagegen wehren. Das Leben wird mir entrissen.
Schreckliches Leid und quälender Schmerz, sie stellen sich ein, wenn das Adrenalin des Tages, in meinem Blut allmählich versiegt.
Ich bin dann fast immer alleine. Niemand ist da.
Es geschieht oft in der Nacht, wenn mich keiner sieht und mir ein wenig Trost spenden kann. 
Man tut mir Gewalt an. Welches Recht haben sie dazu?    

Oft denke ich darüber nach, was es wohl sein mag, was mir den ganzen Tag über die Energie und die Lebensfreude raubt.
»Eigentlich habe ich gute Gründe dafür, einfach nur glücklich zu sein.«
So sagt und versichert man mir mit aufmunterndem Augenzwinkern.

Kaum haben sich jedoch diese Worte in meinem Kopf zu ganzen Sätzen geformt, da fühlen sie sich bereits wie Fremdkörper an.
Als wären sie von einem unbekannten Finsterling direkt in mein Gehirn geklebt worden, so sind sie präsent und stören mich.
Sie reißen an meinen Gedanken herum und verkleben die Reste meiner Gefühle.
Ich hasse alle diese leeren Parolen, die ich mit mir herumschleppe und die meinen Verstand allmählich vollkommen vergiften.
Auswendig gelernte Postulate sind es, die mich in der Spur halten sollen. Mein Kopf  ist regelrecht zugepflastert damit.
Ich bin bedroht, daran zu ersticken. Kreativität und Kunst werden unmöglich.  

Glück zu haben, es überhaupt als solches zu erkennen und dieses Glück tatsächlich zu erleben, das alles ist viel zu komplex und zu relevant, als es mir auf so eine leichtfertige Art, um die Ohren zu schlagen. Schon der Versucht schmerzt mich.
Ich soll doch einfach glücklich sein, mit dem was ich habe?
So einfach ist das.
Thema damit durch und zurück zu dem grauenvollen Theater und den grotesken Rollenspielen des Alltags.
Doch auf dessen Bühne, da erscheint es mir täglich schwieriger zu sein, die echten Menschen überhaupt noch zu finden.
Man beachte bitte: Das ist tragisch.  

Man spürt eine zunehmende Spannung. Da tut sich etwas.
Ist man sehr aufmerksam und blickt man in die Augen der vielen Mitschauspieler, um die verborgenen Konturen ihres Ichs vielleicht entdecken zu können, dann nimmt man für einen winzigen Augenblick ihre Unzufriedenheit und eine latent vorhandene Trauer wahr.
Gut, es ist hinter viel Gerede und Gekicher versteckt. Aber es ist da.  
Dennoch wird diese elende Tragödie jeden Tag neu inszeniert und im ganz großen Stil aufgeführt.
Suche ich nach dem Publikum, so sind die Ränge verwaist.
Es sind nur die hohlen Pappkameraden auf der Bühne, die sich gegenseitig laut bejubeln und applaudieren.
Sie sind das System, sie bestimmen und kontrollieren es, scheinbar immer auf der Suche, nach diesem ominösen, gehaltlosen Glück.
Das alles und mehr, es offenbart sich mir als ein System, das grundsätzlich nur aus Pappe und Worthülsen zu bestehen scheint.
Fallen diese billigen Rollen von mir ab, als wären sie bleierne Westen, dann bin dort nur noch ich. Ich stehe nackt und leer im Raum.
Erschöpft und ausgelaugt wage ich kaum eine Bewegung.
Wie ein scheues und verwundbares Tier, so stehe ich dort zitternd und ängstlich auf dem Boden dieser seltsamen Welt.
Ganz langsam beginnen in mir, meine eigenen und echten Gedanken zu erwachen.
Gefühle sind plötzlich da. Sie lassen mich aufschrecken und wagen sich zögernd bis in meinen Verstand vor.
Sie sickern durch meinen Körper, als wären sie vorher zu Eis gefroren gewesen.
Nur ist es nun ein Eis, das endlich zu Tauen begonnen hat.

Im Anfang des Lebens war das Gefühl.
Gefühle und eigene Gedanken führen zu einer Konfrontation mit dem Verstand, die viele Menschen heute leider scheuen.
Gefühle provozieren das kreative Denken, und das kreative Denken provoziert Gefühle.
Im Rausch der dröhnenden Leistungsgesellschaft wirkt beides oft nur störend, erscheint dort nicht zielführend und ist nicht gewünscht.
Unsere Gefühle, sie werden als eine grundlegende Gefahr, für einen performanten Alltag erklärt.
Das eigene Ich, es ist so vielen Menschen bereits fremd, manchmal sogar peinlich geworden.
Nur wenn alles ganz sicher zu sein scheint und man sich unbeobachtet fühlt, dann darf das Ich gelegentlich ganz kurz und unter strengster Kontrolle, zum Kacken an die Luft. Wir behandeln es, als wäre es ein Meerschweinchen.
Wie will man auf diese Art, das wahre Glück finden?
Das wahre Glück, es kann doch nur von unserem Ich wirklich erfahren werden.
Wenn wir uns mit ihm jedoch konsequent in einen Elfenbeinturm sperren und dort nur wenig Sonne herein lassen, dann werden wir nie das wahre Glück und den inneren Frieden finden. Da bin ich mir sicher.
Unter diesem Aspekt nun schlicht zu behaupten, man hätte gute Gründe dafür, glücklich sein zu müssen, erscheint mir daher leider unangenehm schäbig.

Lebensfreude in einer Welt zu erkennen und zu kultivieren, in der mein Ich jeden Tag zu ersticken droht, das raubt mir sehr viel Energie.
Je älter ich werde, desto schneller ermüde ich und drohe an dieser Aufgabe zu scheitern.
Irgendwann einmal bin ich dann einfach ausgebrannt.
Entweder bin ich dann meines Lebens müde geworden, oder ich bin in meinem Leben »angekommen«.
Mir ist die Art der Formulierung völlig egal.

Was war das?
Ich höre draußen vor der Tür etwas.
Ist das Maike?
Vielleicht ein Freund von ihr?
Das wäre wirklich ganz schlecht.
Leise schleiche ich zum Türspion und blicke hindurch.
Maike hat ihren Müllbeutel umgeworfen.
Sie fegt gerade den verschütteten Kaffeesatz zusammen.
Zum Anbeißen sieht sie aus.
Maike ist wirklich eine schöne Frau.
Sie bückt sich, um die Kehrschaufel zu füllen.
Ich fühle mich irgendwie ertappt, räuspere mich leise und wende mich ab.
Aber ich bleibe noch hinter der Tür stehen.
Es tut gut, ihre Geräusche zu hören.
In diesen kurzen Augenblicken mit ihr, da wird mir oft bewusst, wie sehr ich mich nach der Gesellschaft eines Partners sehne.
Eine echte Freundin fehlt mir.
Doch bin ich nicht mutig genug, einfach die Tür zu öffnen.
Maike auf eine Tasse Kaffee einzuladen, dazu bin ich zu feige.
Das ist sicher albern.
Doch unsere Welt, sie ist voller Albernheiten.
Völlig unsicher bin ich geworden.
Eigentlich könnten wir auch den Kaffee einfach überspringen.
Sofort mit dem Fummeln zu beginnen, das wäre toll.
Ihre Lippen sind sagenhaft.
Das Aroma des Kaffees, er würde dieses schöne Erlebnis ihrer sensationellen Lippen nur verwässern.
Der Kaffee würde die Sinne nur betäuben.
Diese dunkle Brühe, sie wäre wie ein  heißes und übles Dressing, mit dem man seinen frischen und knackigen Frühlingssalat versaut.
Doch das alles, das sage ich ihr wohl besser nicht.
Ich möchte sie einfach nur küssen. Sie spüren.

Autor: © Alexander Rossa 2019

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