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Das unheimliche Licht (Kapitel 4)

Phantastik oder wahre Wunder entscheide selbst bei dem vierten Kapitel vom EBook »Wundervolle Nasha«:

Ich war alleine, und es war Nacht.
So saß ich auf einem hohen Aussichtspunkt über dem bewaldeten Tal und blickte auf die Lichter von Boppard am Rhein.
Die kleine Stadt, sie lag recht weit entfernt.
Zwischen der Stadt und mir lag noch das finstere Tal, der ruhelose Wald, das viele Wild und die steilen Weinberge.
Oft saß ich dort und blickte sehnsüchtig hinab. Dann wollte ich an einem anderen Ort sein, nur nicht hier, an diesem unheimlichen Platz über dem Tal. In der Ferne hörte man das Tuckern einiger Rheinschiffe, manchmal auch das Vorbeirauschen der Bahn, wenn sie unten im Tal den Rhein entlang fuhr.

Während ich dort saß, kamen die Tiere oft näher und zeigten sich mir völlig zahm, fast schon zutraulich. Hatte man sich erst einmal an die Tiere gewöhnt, so war man richtig froh, sie dort zu wissen, sie ganz nahe zu sehen und zu hören. Da gab es viele Rehe und ganze Rotten wilder Sauen die es vorzogen im Schutz der Nacht auf Futtersuche zu gehen. Fast immer hörte man einen Kauz.
Wenn es warm war, so konnte man an warmen Abenden dem einsamen Gesang einer Nachtigall lauschen.

Saß man dort auf dieser Anhöhe, dann war man sich oftmals nicht seiner eigenen Gefühle sicher. Einerseits empfand man tief in sich eine brennende Fernweh, war einsam und vom anstrengenden Arbeitstag müde, andererseits empfand man aber auch eine tiefe Zuneigung und verspürte einen großen Respekt vor diesem romantisch wilden Ambiente. So geschah es, dass ich in einer der Nächte einschlief.
Es waren ganze Stunden vergangen, als ich wieder erwachte. Meine Kleidung und mein Gesicht, sie fühlten sich kalt und klamm an. Es war noch immer tief in der Nacht. Im entfernten Boppard hörte man einen Hund bellen. Das Gebell, es war so fern. Durch das blasse Mondlicht konnte man, obwohl es fortgeschrittene Nacht war, ganz gut seine Umgebung erkennen.
Vorsichtig blickte ich auf und bemerkte in nur wenigen Armlängen Entfernung, eine kleine Gruppe Rehe, die wohl auf Futtersuche war. Die Tiere blickten auf, schienen aber nicht nervös, sondern erstaunlich ruhig zu sein.

Ich blickte weiter den schmalen Berg hinauf und entdeckte auf der nahen Lichtung ein seltsames Licht huschen. Dieses Licht schien richtig über den Boden zu tanzen. Es war weiß, wirkte eher kühl und etwas blass, fast so, wie das Licht des Mondes.
Sofort war ich hellwach. Sollte ich hier draußen um diese Zeit nicht alleine sein?

Vielleicht waren dort Jäger unterwegs. Manchmal trieben sich auch übende Soldaten in diesem Gelände herum. Ich wollte sicher gehen, dass es nicht nur Nebel war, der vom Mond angestrahlt wurde. So blickt ich ganz genau hin, ohne die friedlichen Rehe verschrecken zu wollen.

Doch dieses Licht konnte kein einfacher Nebel sein. Viel zu schnell bewegte es sich und schien von sich aus zu leuchten. So wie es sich bewegte, konnte es ebenso unmöglich ein Mensch gewesen sein. Das Licht war tatsächlich fast selbst so groß, wie ein kleiner Mensch und huschte einmal in jene Richtung, dann in eine andere Richtung. Langsam versuchte ich aufzustehen. Ich war hellwach und versuchte möglichst geräuschlos zu sein.
Doch bereits meine ersten Bewegungen blickten die Rehe erneut aufmerksam auf. Wenn ich wissen wollte, was ich dort wirklich sah und beobachtete, dann musste ich näher an die Lichtung heran kommen.
So stand ich vorsichtig auf und bewegte mich langsam an den Rehen vorbei. Diese blickten mich zwar an, einige bewegten sich langsam in Richtung Wald und Bäume, aber dennoch blieben sie etwa schon noch an der Stelle, an der sie waren. Das alleine war eigentlich schon sehr beeindruckend.

Als ich meinen Blick dann wieder in Richtung Lichtung bewegte, da bemerkte ich, dass dieses seltsame Phänomen nicht mehr zu sehen war.
Sollte ich es vielleicht verschreckt und verscheucht haben? Ich bewegte mich ganz langsam in die Richtung der freien Fläche, eben zu jener Stelle, an der ich das seltsame Lichtspiel zuerst gesehen hatte.

Kurz bevor ich dort ankam, entdeckte ich einige Meter weit entfernt, dass dieses Licht nun dort über den Boden tanzte.
Für ein Irrlicht war es viel zu groß. Es huschte über die linke Seite der Lichtung, stoppte dabei immer wieder abrupt, bewegte sich einmal etwas in die Höhe, dann war es wieder ganz nahe über dem Erdboden. Eine fliegende Untertasse war es wohl auch nicht, mehr eine Art dichter, leuchtender Nebel.

Noch einige Augenblicke konnte ich dieses Phänomen beobachten, bevor es dann ganz plötzlich im finsteren Wald verschwand.
Ich versuchte ihm zu folgen, sah es aber leider nicht mehr wieder. Es war und blieb verschwunden.
Nach einer Weile brach ich die Suche ab und kehrte zurück in mein Personalzimmer im alten Personalhaus. Doch so richtig einschlafen, das konnte ich in dieser Nacht nicht mehr, obwohl ich verdammt müde war.

Auch in allen folgenden Nächten sah ich dieses Phänomen nicht wieder. Nur einmal, da hörte ich in der Nacht etwas im Wald. Es waren Stimmen. Es klang so, als würde jemand mit einem Funkgerät sprechen. Als ich näher kam, hörte ich nur noch ein lautes Rascheln, und die Stimme war verschwunden.
Das waren wohl irgendwelche Soldaten bei einer Nachtübung gewesen, wie ich es schon erwähnt hatte.

Doch dieser leuchtende Nebel, er war definitiv nichts Militärisches und nichts Menschliches, auch kein Leuchtmittel der Soldaten. Da ich später selbst Soldat war, bin ich mir heute in diesem Punkt ganz sicher. Diese leuchtende Erscheinung in jener Nacht auf dieser Lichtung, sie war etwas ganz Besonderes. Sie schien wirklich gelebt zu haben und ein Phänomen für sich gewesen zu sein. Es war auf seine Weise wunderschön.

Autor: © Alexander Rossa 2019

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