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Album des Windes - Kurzgeschichten

Herbstzeit zwischen Sommer und Winter

Literatur und Geschichte über: Gefühle aus der Übergangszeit zwischen Sommer und Winter - dem Herbst...

Leere am Abend. Sprachlos, wortlos und mit tiefer Trauer in mir, so sitze ich einfach nur da. Dunkelheit umgibt mich. Dabei ist es noch früh. Das Fenster ist gekippt. Ich habe den Kopf gesenkt und höre auf das leise Rauschen des Windes. Der erste Herbstwind ist es, der mir seinen Besuch abstattet. Er erinnert mich an meine Heimat. Schon als Kind habe ich diesen feinen Gesang des Windes geliebt.

 

Nahe an der Küste, da erzählte er mir aufregende Geschichten von Freiheit, von fernen Ländern und fremdartigen Menschen. Seine kühle Luft sauge ich durch meine Nase ein. Sie kühlt angenehm und ist mir ein Trost. Ich lausche dem Gesang der Zugluft. In der Ferne beschweren sich Krähenvögel.

Plötzlich jedoch, da lässt mich ein schreiendes Kind zusammenfahren. Einer Kreissäge gleich, so zerfetzt dieses maßlose Geschrei die Melancholie und die Erinnerungen in mir. Der Lärm und diese kindliche Hysterie, sie schmerzen immens. Das kleine Menschlein soll an den heimischen Tisch kommen. Abendessen. Es hat keine Lust dazu. Geplärre und Gezeter zerreißen den feinen Windgesang in viele Stücke, die sich ganz allmählich auflösen. Ein Anflug von Wut glüht auf, tief in meiner Brust. Genervt wippe ich nervös mit meinem rechten Bein. Da, jetzt ist auch noch ein Flugzeug zu hören. Eine Passagiermaschine ist auf tiefem Kurs, brummend und pfeifend über mein Haus hinweg. Das Rauschen des Windes, nun ist es ganz verstummt. Ein leises Seufzen entweicht spontan aus meinem Mund. Meine Tage, sie sind wirklich bis zum Rand gefüllt mit vielen Ungeheuerlichkeiten. Doch ich bin einfach zu müde, um mich an diesem Abend an ihnen aufzureiben. Ich lasse sie achtlos in der Nähe meiner Magengrube einfach liegen und beachte sie kaum. Als wären sie alte Müllsäcke, so türmen sie sich bereits auf. Widerwärtiger Ballast sind sie mir, der mich ständig nach unten zieht. Manchmal meine ich zu fühlen, dass sie sich in der Nacht einfach aufzulösen scheinen. Vielleicht sind es auch nur die üblen Gedanken in meinem Unterbewusstsein, die sie im Schlaf schlicht zerwühlen und sich an ihnen laben. Zumeist jedoch, da bleiben diese Säcke einfach bis zum Morgen dort. Schwer und unangenehm sind sie dann, umgeben von einer Wolke fauligen Geruchs. Als würde ich ihn von innen durch die Nase atmen, so verachte ich diesen Gestank. Die Ursache scheinen sie zu sein, für meine allmorgendliche Übelkeit.

 

Jetzt bellen plötzlich irgendwo Hunde. Eine Frau herrscht sie schreiend an. Fast scheint es mir, als würden alle Menschen um mich herum, nur noch brüllen. Dieser ewige Lärm, ich habe ihn so sehr satt. Gerne würde ich in die Stille fliehen, mich in ihr verkriechen. Doch überall wo ich bin, da sind nur diese lärmenden Menschen mit ihren lauten Maschinen und ihrem ständigen Gekeife. Viele scheinen sich in sinnlosen Lärmexzessen zu suhlen. Kaum mehr einer von ihnen hört ihn dabei noch, den lieblichen Gesang des Windes, den ich so schätze und der mir so sehr wichtig ist. Einige haben ihn wohl noch nie gehört. Wenige nur sind es auch, die den Herbst willkommen heißen. Viele Menschen leben offenbar nur noch in einem breiigen Alltags-Lärm-Morast, einem schrillen Konglomerat aus Stressoren, Geschrei und Missgunst. Das richtige Atmen, wir haben es oftmals einfach verlernt. Hyperventilierend hasten wir nur noch hektisch durch unser Leben.

Die Jahreszeiten und deren ständiger Wechsel, sie sind das Atmen der Natur unserer Welt. Ich erinnere mich noch an die Zeit als ich klein, unschuldig und ein Kind war. In Augenblicken der großen Angst und Rastlosigkeit, da legte ich meinen kleinen Kopf einfach auf die Brust meiner Mutter. Es waren stets ihr Atmen, ihre Wärme und der vertraute Geruch, die mich rasch beruhigten und mich meine kindliche Mitte wiederfinden ließen. Heute jedoch, da sind es das Atmen der Natur, ihre sanfte Kühle und ihr vertrauter Geruch, die relevant und heilend für mich sind. Ich kann ohne sie einfach nicht leben. Nimmt man sie mir, so verliere ich mich im Lärm und Getöse der Menschenmassen. Dann habe ich keine Chance auf eine Rettung.

 

Autor: © Alexander Rossa 2019

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